Der später nach dem Krieg unter anderem in Frankfurt Geschichte lehrende Edgar Feuchtwanger war ein Neffe des berühmten Schriftstellers und Emigranten Lion Feuchtwanger.
Im Jahr 1939, als er 15 Jahre alt war, emigrierte auch Edgar Feuchtwanger mit seiner Familie nach England und kehrte im Unterschied zu vielen anderen Emigranten später in das demokratisch gewordene Deutschland zurück.
Bertil Scali, der in der Vergangenheit schon einen Roman und eine TV-Dokumentation über die Kindheit von Edgar Feuchtwanger im nationalsozialistischen Deutschland geschrieben hat, hat diesen nun in hohem Alter noch einmal ermutigt, seine Geschichte einer zunächst behüteten bildungsbürgerlichen Kindheit in einem jüdischen Elternhaus zu erzählen, in dem sich die intellektuelle Elite der Weimarer Republik die Klinke in die Hand gab. Am Münchner Prinzregentenplatz wird der aufstrebende Hitler zeitweise der Nachbar der Feuchtwangers, was dem Buch den Titel gab, zu dem Scali nun Edgar Feuchtwanger noch einmal ermutigt und überredet hat.
Auf eine berührende und eindrucksvolle Weise erzählt Feuchtwanger von einer großbürgerlich - jüdischen Lebenswelt, die mit dem Holocaust für immer verloren gegangen ist. Ein Verlust, den man in Deutschland lange nicht wahrhaben wollte und der den Leser an vielen Stellen traurig stimmt.
Zehn Jahre in der Nachbarschaft eines Diktators, vor dem die Familie dann doch fliehen und in der Fremde überleben konnte. Nicht allen, auch nicht allen Verwandten und Bekannten der Familie Feuchtwanger war das möglich. Viele sind ermordet worden oder haben das Leid und Elend der Emigration nicht ertragen.
Auch daran erinnert dieses beeindruckende Lebens- und Kindheitszeugnis.
Edgar Feuchtwanger, Als Hitler unser Nachbar war: Erinnerungen an meine Kindheit im Nationalsozialismus, Siedler 2014, ISBN 978-3-8275-0038-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-05-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.