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John Fante - 1933 war ein schlimmes Jahr
Buchinformation

„1933 was a bad year“ (Originaltitel) erschien 1985 posthum. John Fante hatte seinen Roman über den adoleszenten Teenager Dominic Molise, der Basballspieler werden möchte, im Alter von 54 Jahren geschrieben. Kein Verlag wollte es drucken, obwohl er es als Drehbuchautor und durch die Heirat mit einer reichen britisch-deutschen Stanford-Studentin doch schon zu etwas gebracht hatte. Er fuhr einen Jaguar Mark VII und wohnte in einer Villa in Malibu, fuhr zum Golfen und verbrachte seine Nächte „in den schicksten Bars von Los Angeles“, so der Übersetzer Alex Capus im Nachwort. Sich selbst bezeichnete Fante zu diesem Zeitpunkt als „Hollywood-Hure“.

Vom Baseballspieler zum Millionär

Als Schriftsteller hätte es John Fante durchaus zum „amerikanischen Dostojewski“ bringen können, das zeigt auch „1933 was a bad year“, einer der kürzesten der acht von ihm veröffentlichten Romane. Auch wenn viele seiner Texte autobiographisch sind, überzeugt „seine leidenschaftliche Parteinahme für Erniedrigte und Beleidigte“, wie Capus so treffend schreibt auch heute noch. Dominic „Dom“ Molise, der siebzehnjährige Protagonist, ist der Sohn eines arbeitslosen italienischen Maurers in Colorado. Er hat noch zwei Brüder und eine Schwester und seine Mutter wird von seinem Vater betrogen. Aber vielleicht auch nicht. „Dom“ hat einen Traum. Er will Baseballspieler werden und seine Familie damit aus ihrem Elend erlösen. Aber die Möglichkeiten mit denen er diesen Traum verwirklichen kann sind beschränkt. Seine Freundschaft zu Ken, der der besitzenden Klasse angehört, wird zudem überschattet von Doms besitzergreifender und abgöttischer Liebe zu Kens Schwester Dorothy.

Träumer in einem Albtraumland

Dom will es allen zeigen. Natürlich auch Dorothy. Seine Avancen werden mit so viel Ironie und Sarkasmus beschrieben, dass er einem fast leid tut, als er sich ein Suspensorium zum ersten Rendezvous mit ihr anzieht, um das „Trommelfell in seinen Lenden“ auszutricksen. „Wir waren alle Träumer, ein Haus voller Träumer. Grandma träumte von ihrer Heimat in den fernen Abruzzen. Mein Vater träumte davon, schuldenfrei mit seinem Sohn ein Maurergeschäft zu betreiben. Meine Mutter träumte von ihrer himmlischen Belohnung in Gestalt eines frohgemuten Ehemannes. (...) Ich schloss meine Augen und lauschte den Träumen, die durchs Haus summten. Dann schlief ich ein.“ Aber Dominic Molise unterscheidet sich von seiner Familie, dadurch, dass er einen Plan hat, wie er seinen Traum verwirklichen kann.

Ein Schelmenroman voller Witz und Verve. Ein Roman wie ein Bekenntnis, eine Offenbarung, so ehrlich und authentisch wie Literatur eben sein sollte. Wer einmal John Fante gelesen hat, will immer mehr Fante. Weitere Bücher des Autors finden sich im Aufbau Verlag auch als ebook.

John Fante
1933 war ein schlimmes Jahr
Roman
Übersetzt von Alex Capus
ISBN: 978-3-7466-3375-6
Aufbau Verlag
10,00 €

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-03-18)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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