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Hans Fallada - Jeder stirbt für sich allein
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Fallada, Hans:
Jeder stirbt für sich
allein

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(Bücher frei Haus)

Die Post von der Front bringt schlechte Nachrichten für die Familie Anna und Otto Quangel: ihr Sohn ist den Heldentod an der Front gefallen. Anna macht ihrem Ehemann Otto Vorwürfe deswegen, alles sei nur seine Schuld gewesen, denn sie habe diesen Krieg ja nie gewollt und schon gar nicht ihren Sohn im Krieg. Der einfache Arbeiter und Tischler-Werkmeister Otto Quangel kommt durch diese Vorwürfe ins Grübeln. 30 Jahre lange hatten seine Frau und er einträchtig zusammen gelebt und jetzt gibt sie ihm die ganze Schuld, wo es doch gar nicht sein Krieg war, denn er ist weder Parteimitglied noch sonst irgendwie politisch organisiert. Doch der Tod seines Sohnes wird alles ändern, denn das Leben ist ohne ihn sinnlos geworden. Mit „alle Sonntage“ ist es jetzt endgültig vorbei. Denn es gibt keine Gewohnheiten mehr und keinen Frieden in der Familie Quangel.

Jeden Sonntag eine Postkarte des Klabautermanns
„Der Führer hat unsern Otto umgebracht, der Führer ist unser Feind. Je länger wir kämpfen, um so länger wirken wir. Wir sollen noch sagen, wir sind auch dabei gewesen.“ Der Arbeiter Quangel setzt sich an seinen Schreibtisch und schreibt die erste von 276 Postkarten, die die Menschen aufrütteln soll, ihnen sagen, dass alles Lüge ist, was die Propaganda verbreitet, aber er ist sich auch bewusst, dass seine Parolen nur Wirkung in den Menschen haben wird: „Sie werden Wirkung in ihnen haben und wenn nur, dass sie wissen dass noch Widerstand da ist. Es werden mehr werden. Wir werden den Gang der Maschinen hemmen.“ Tatsächlich setzt Otto Quangel mit seinen Postkarten, die er in verschiedenen Stiegenhäusern Berlins anonym ablegt, eine Maschine in Gang, mit der man sich lieber nicht messen sollte: die Gestapo. Aber trotzdem schafft er es unbehelligt zwei Jahre lang zu „wirken“. Doch dann erwischt man ihn und er weiß, ihm blüht das Schafott. Doch seine Frau will er retten.

Widerstand ist nie sinnlos
Der „Klabautermann“, wie Quangel von seinem Häscher, Kommissar Escherich genannt wird, sei an viel Angst und Schrecken, sogar Terror schuld. Er habe das unter den Menschen verbreitet, was er versuchte zu verhindern. Er sei schlimmer als, was er bekämpft habe, meint Escherich und weiß doch selbst, dass er lügt. Denn Escherich ist kein Nazi, er macht nur seine Arbeit, für die Nazis. „Bloß für Geld“, wie Quangel ihn spottet. Am Ende wird ihn sein Gewissen richten. Aber damit ist die Geschicht Quangels noch nicht vorbei, denn er macht in seiner Todeszelle Bekanntschaft mit dem Dirigenten Reichart, einem gebildeten Kommunisten, der ihn das Schachspiel lehrt und auch, sein eigenes schlechtes Gewissen zu säubern. Denn er sei nicht „mit schlecht geworden“, so wie die vielen anderen. Er habe sich sein Leben vor den Zugriffen der Nazis verwahrt und sei stark und mutig gewesen.

Niemand stirbt allein
Hans Fallada hat eine beispielhafte Geschichte mit Modellcharakter geschrieben. Denn es geht um die Fragen des Gewissens, die jeden plagen, wenn es darum geht, Widerstand zu leisten. Womöglich richtet man mit seinem Widerstand ja noch mehr Unheil an, aber immerhin kann man aufrecht und mit reinem Gewissen leben. Oder eben sterben. „Jeder stirbt für sich allein ist ein packendes Hörspiel, das sich mit den wichtigsten Fragen eines politischen Zeitgenossen beschäftigt. In einer politischen Welt ist nämlich niemand niemals allein und schon gar nicht unpolitisch, auch ein einfacher Arbeiter wie Quangel nicht. Denn – und das sehen auch die Vertreter des Regimes ein, als sie den „Klabautermann“ endlich erwischen und richten: Wenn selbst ein so einfacher Mann gegen das Regime ist, - dann kann nur etwas mit dem Regime nicht stimmen.

„Jeder stirbt für sich allein“ ist einer der ersten deutschen Widerstandsromane, der nach der NS-Zeit erschien und jetzt im Deutschen Hörspielverlag neu aufgelegt wurde. Erstmals erschien das Hörspiel 1986 beim Rundfunk der DDR und dass diese Umsetzung so gut gelungen ist, ist vor allem der hochkarätigen Besetzung zu danken, die DDR-Theaterstars wie Gudrun Ritter und Hans-Peter Minetti aufbietet und den jungen Henry Hübchen in der Rolle eines kleinen Ganoven, der irrtümlich in die Mühlen der Gestapo gerät, hören lassen. So wird die beklemmend realistische Atmosphäre von kollektivem Größenwahn, Denunziation und Angst unter der Hitler-Diktatur wieder richtig spürbar und so mancher denkt an die Parallelen in der DDR.

Hans Fallada
Jeder stirbt für sich allein

Erscheinungsdatum: 19.08.2011
ISBN: 978-3-86231-101-9
2 CD(s) - 139 min.
Hörspiel

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-01-04)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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