Marvin, wegen seinen Haaren Locke genannt wächst mit seinen Brüdern Robin und Kevin bei seiner Mutter Elvira auf. Elvira verlor vor Jahren ihren Job, und seitdem verbringt sie den Großteil ihrer Tage mit Kater Buddy, ungezählten Milchschnitten und „Richter Holt“ auf dem Sofa. Um den Haushalt kümmern sich die Söhne Marvin und Kevin mehr recht als schlecht. Robin lässt sich meist nur blicken, wenn seine Brüder nicht zuhause sind, denn dann sind seine Chancen am größten, von der Mutter Geld zu bekommen. Das tut ihr zwar hinterher immer leid, aber irgendwie schafft er es immer wieder. Daher sehen es Kevin und Marvin als ihre Pflicht an, auch auf die Mutter zu achten. Insbesondere darauf, dass sie nie alleine zuhause ist und Robin sie wieder anpumpen kann.
Als Marvin zufällig erfährt, dass Kevins Freundin Aicha schwanger ist, erklärt er ihn erst für verrückt, tut aber, nachdem ihm Kevin sein Herz ausgeschüttet alles dafür, dass es Aicha, dem werdenden Kind und Kevin gut geht.
Bisher nutzten Friedl, sein bester Freund und er das Casino einer leerstehenden Fabrik, um ihre Freizeit dort zu verbringen. Jetzt wollen sie den werdenden Eltern dort Unterkunft bieten, nachdem Aichas Mutter nur das Ziel kennt, zu verhindern, dass ihre Tochter dieses Kind eines „Zigeuners“, wie sie Kevin nennt, zur Welkt bringt. Kevin jedoch steht zu Aicha. Er liebt sie über alles und setzt alles in seiner Macht stehende in Bewegung, damit es Aicha gut geht.
Nachdem Robin brutal zusammen geschlagen wird und der Täter nicht zu ermitteln ist, befinden sich auch Marvin und die werdenden Eltern in Gefahr. Als Aicha ein Geburtstagsgeschenk für Kevin organisieren will, spitzt sich die Lage zu…
Rita Falk erzählt die Geschichte von drei Brüdern, ihrer alleinerziehenden Mutter und deren engsten Freunde. Sie zeigt das Leben in der Unterschicht. Mutter arbeits- und antriebslos, die Jungs mehr oder weniger sich selbst überlassen, einer kurz vorm Abitur, die anderen beiden jünger, sowie der Freundin des ältesten Sohnes, die ein Kind erwartet.
Rita Falk erzählt diese Geschichte lebendig, gefühlvoll und streckenweise sehr spannend. Der Ablauf in der Schule, der Umgang der Jugendlichen untereinander und die schwermütige, etwas weinerliche Art der Mutter sind sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt.
Durch ihre einzigartige Schreibweise schafft es die Autorin, den Leser in diese Familie und deren Leben zu entführen und nicht mehr los zu lassen. Auch trotz dramatischer Vorkommen zeigt sie den Zusammenhalt innerhalb der Familie und der darin mit eingebundenen Freunde. Gemeinsam sind sie stark und bestehen so manche schwierige Lebenslage.
Nach „Hannes“ ein weiterer sehr berührender, menschlicher Roman von Rita Falk.
Rita Falk, Funkenflieger, DTV 2014, ISBN 978-3-423-26019-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-01-26)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.