„Nach vorn“, das neue Buch der schon mehrfach für ihre Jugendbücher ausgezeichneten Schriftstellerin Elisabeth Etz hat es in sich. In diesem Jugendroman erzählt die 17-jährige Helene ihre Geschichte.
Als sie vor 18 Monaten mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, da drohte ihre Welt, die gerade erst so richtig Gestalt annahm, schon wieder zusammenzubrechen.
Nun schicken sie ihre Ärzte, die sich lange um sie gekümmert haben, mit dem Hinweis in dieses Leben zurück, sie sei geheilt. Das Wort endgültig nehmen sie nicht in den Mund. Bei Krebs weiß man nie. Dennoch: der Port ist draußen, der die Chemo in ihren Körper leitete. Der Krebs gibt Ruhe. Keine Metastasen. Die lange Zeit im Krankenhaus, die Zeit des Bangens von einer Behandlung zur anderen, von einer Untersuchung zur nächsten, die Zeit des Kämpfen und des Ertragens des Unsäglichen, das alles scheint vorbei.
Und dennoch hat der Krebs bei Helene tiefe Spuren hinterlassen, nicht nur die Narbe seitlich am Oberkörper. Spuren, die kein MRT abbildet, Spuren in der Seele. Denn was sie nach der Rückkehr in ihr normales Leben feststellen muss: man kann nicht einfach weitermachen, wo man vor der schrecklichen Diagnose aufgehört hat.
Helene kann kein normaler Teenager mehr sein. Sie stößt mit ihrem Verhalten auf viel Unverständnis und Ablehnung, verliert alte und gute Freundinnen und Freunde. Sie hat sich verändert. Auch an ihrem Namen will sie das deutlich machen. Statt Lene will sie jetzt Hel genannt werden. Die Assoziationen zum englischen hell für Hölle sind von ihr bewusst gewählt.
Doch an Orten, wo sie nicht damit rechnet, findet sie neue Freunde und lernt auch die Liebe kennen. Überall muss sie neue Wege gehen, sich mit Neuem zurechtfinden. Nicht immer leicht für sie. Doch irgendwann erkennt sie, dass sie beim Blick in die Zukunft, in ihre Zukunft, nicht allein da steht, wie sie die ganze Zeit immer dachte.
Doch ein Gedanke wird sie weiter beschäftigen und auch den von diesem Buch bewegten Leser: was ist eigentlich mit all denen, denen sie in der Klinik- und Therapiezeit begegnet ist? All denen, die es nicht geschafft haben, die früher oder später gestorben sind, obwohl auch sie gekämpft haben? Waren die nicht tapfer genug, oder was?
„Nach vorn“ ist ein Buch, das mit seinem Thema und seiner direkten Sprache unter die Haut geht. Es ist für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen zu empfehlen.
Elisabeth Etz, Nach vorn, Tyrolia 2018, ISBN 978-37022-3700-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-10-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.