Es scheint so zu sein, dass mit der abnehmenden und bald in Vergessenheit geratenen Praxis des eigenhändigen Verfassens und Versendens von persönlichen Briefen in Zeiten von SMS und WhatsApp das kulturelle und wissenschaftliche Interesse an historischen und zeitgenössischen Briefzeugnissen zunimmt. Helmut Karasek hat in den Jahren vor seinem Tod über ein halbes Dutzend Bände mit historischen Briefen kommentiert herausgegeben und damit nicht wenig Erfolg gehabt.
Nun legt die in München lebende Kulturhistorikerin Felicia Englmann im mvg Verlag einen schönen mit vielen Faksimiles versehenen Band vor mit "Bedeutenden Briefen". Da finden sich aus verschiedenen Zeitaltern Briefe von wichtigen und berühmten Persönlichkeiten, aber auch Briefzeugnisse von ganz gewöhnlichen Menschen, die sich geäußert haben zu etwas, was sie bewegt hat. Indem sie beschreiben, was ihnen wichtig war, haben sie nicht selten das jeweilige
Weltgeschehen widergespiegelt. Manche Briefe sind von herausragender Bedeutung für ihre Zeit und Umwelt gewesen, andere enthalten scheinbar nur Banales uns Belangloses.
Einzigartige Erlebnisse haben dennoch jedes ihre eigene Geschichte. In Zeiten großer Umbrüche oder Krisen, wie etwa im Krieg, stehen sie jedoch für das Schicksal von vielen und weisen in ihrer Aussage und Botschaft weit über sich selbst hinaus. Sie stehen für das Schicksal von Vielen, die Ähnliches erlebt haben.
Alle miteinander sind diese chronologisch angeordneten Briefe wichtige Spiegelungen deutscher Geschichte.