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Willem Elsschot - Leimen
Buchinformation
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Elsschot, Willem:
Leimen

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(Bücher frei Haus)

Elsschot war Besitzer einer Werbeagentur in Antwerpen, schrieb, ohne dass seine Familie davon etwas erfuhr, elf Romane und zählt, obwohl im deutschen Sprachraum nie ein Begriff, längst zu den populären Klassikern der niederländischen Literatur. Das Buch „Leimen“ ähnelt in gewissen Zügen Ernst Augustins Schelmenroman „Gutes Geld“: Auch hier bekommen wir es mit (im Wesentlichen) nur zwei Männern zu tun, von denen der eine den anderen in ein Schwindlergeschäft einzuführen beginnt, als dieser und der Leser noch gar nicht wirklich verstehen, um was es nun gehen wird.

Als Alter ego des Schriftstellers Elsschot kann der großspurige Betrüger-Chef Boorman ebenso verstanden werden wie der Ich-Erzähler Laarmans, ein armer Unglücksrabe, ein immer wieder aufs Neue scheiternder Angestellter. Ihn könnte der Leser aus dem fast noch komischeren, noch traurigeren, also noch empfehlenswerteren Roman „Käse“ (sverlag Zürich, Taschenbuch) kennen. Dort hatte Laarmans, weil ihm der Generalvertrieb für Belgien und Luxemburg angeboten worden war, eine Halde Edamer Käselaibe gekauft, die längst nicht so leicht an den Mann zu bringen waren, wie es ihm vorgeschwebt hatte.

In „Leimen“ sind es Boormans Kunden, die auf unbrauchbaren Bergen sitzen bleiben. Dieser Herr macht in Public-Relations-Journalismus. Er verlegt eine „Weltzeitschrift“ für alles Mögliche, die in Wahrheit den immer gleichen Vorrat von Textbaustein-Artikeln jeweils nur ein wenig abwandelt, sodass größenwahnsinnige Kleingewerbetreibende sich gebauchpinselt fühlen und zur Stärkung (auf Jahrzehnte hinaus) ihrer Firmenwerbung 100.000 Exemplare (zum Mengenrabattpreis) drucken lassen. Allerdings weder lagern noch verkaufen nimmt Boorman seinen Geleimten ab, beides bleibt im Verantwortungsbereich der Kunden. Letzteres wird schnell durch „Verschenken“ ersetzt. Aber nicht mal geschenkt will irgendwer das unnütze Blatt, mit dem Laarmans sich da verbandelt hat.

Zitat:

„Es ist erst Viertel nach neun. Er muss einen dicken Fisch an der Leine haben. Sie sind sicher sein Angestellter?“, fragte er und sah mich von der Seite an.
Zum ersten Mal in meinem Leben war mir bei dem Wort „Angestellter“ unbehaglich zumute.
„Verzeihung“, wies ich ihn zurecht, „ich bin Sekretär und Chefredakteur der Weltzeitschrift.“
Und kaum hatte ich es gesagt, wurde mir bewusst, in welchem Maß Boormans Leimen sich bereits in meine dürftige Persönlichkeit hineingefressen hatte.“


[*] Diese Rezension schrieb: KlausMattes (2014-10-01)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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