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Bret Easton Ellis - The Shards. Roman
Buchinformation

"The feeling has gone, only you and I, it means nothing to me/This means nothing to me/Oh, Vienna", zitiert Ellis gleich mehrmals den 1980 erschienen Songtext von Ultravox. Der neue Roman des American-Psycho Autors Bret Easton Ellis' spielt wieder in L.A. In den Achtzigern trieb ein Serienkiller unter dem Namen "Trawler" sein Unwesen unter den Jugendlichen der Oberschicht. Der Autor erzählt die traumatischen Ereignisse aus der Sicht des jungen Bret und lässt offen, wie autobiographisch dieser neunte Roman des in der Tradition von Stephen King stehenden Bestsellerautors ist. Übrigens der erste Roman seit 13 Jahren.

Los Angeles in den 80ern

Auch in Lunar Park (2005) verwendete Ellis schon dieses Motiv, indem er sich als Hauptfigur Bret Easton Ellis und Autor - also halb-autobiografisch - einsetzt. "The Shards" - zu Deutsch etwa: Scherbenhaufen - spielt etwa in der Zeit, als BEE seine ersten Roman, "Unter Null" verfasste. Der Bret aus The Shards ist ein Ich-Erzähler, der zwar eine Freundin namens Debbie hat und in die Susan von Thom verliebt ist, aber währenddessen dennoch mit Matt und Ryan schläft. Die gerade einmal 17 oder 18 Jahre alten Protagonist:innen nehmen alle haufenweise Drogen, feiern Parties und freuen sich auf ihr letztes Schuljahr an der exklusiven Buckley Prep School, in dem sie es noch einmal so richtig krachen lassen wollen. Aber als ein neuer Schüler, Robert Mallory, auftaucht kommt ihr Gefüge aus Abgestumpftheit und Coolness durcheinander. Denn Bret stellt Verbindungen zu dem Serienmörder Trawler her, die vor allem auf Gleichzeitigkeit beruhen. Er kann Robert nichts beweisen, aber vermutet dennoch das Schlimmste über seinen neuen Mitschüler, der aus einer Nervenheilanstalt entlassen wurde. In der Nachbarschaft häufen sich nämlich Vorfälle von verrückten Möbeln in Privatwohnungen sowie entführten Haustieren. Bald verschwinden aber auch junge Schülerinnen und dann Matt mit dem Bret eine heiße Affäre hat. Als ein Tonband auftaucht auf dem das Wimmern von Matt zu hören ist, schrillen bei Bret die Alarmglocken, denn Robert macht sich gerade an Debbie's beste Freundin Susan ran, da ihr Freund, Thom, auf Reisen ist.

Time to fly

"The Shards" ist so gut und spannend geschrieben, dass man sich auf keiner einzigen der 736 Seiten langweilt. Bret Easton Ellis zieht einen hinunter in einen Sog aus Sex, Drogen, Eifersucht, Besessenheit und mörderische Wut. Es wird auch reichlich Blut verschüttet und kaum Tränen, denn die abgestumpften, entfremdeten Jugendlichen der amerikanischen Oberschicht empfinden kaum etwas. Das ist allerdings nur ein Sujet, eine Hommage an die Achtziger Jahre in der dieses Lebensgefühl der Coolness zum Überleben gehörte. Denn Bret Easton Ellis war 1981, die Zeit in der der Roman spielt, selbst ein Teenager im zarten Alter von 17 Jahren. Er hat diese Zeit er- und überlebt und lässt sehr viele Songtexte dieser Zeit in seinen Text einfließen, darunter auch das trashige "Time to fly" von REO Speedwagon mit der legendären Zeile: "Oh, I know it hurts to say goodbye/But it's time for me to fly". Ein geradezu genialer Roman, der das eigene Leben des Autors, seine Jugend, mit fiktiven und tatsächlichen Ereignissen jener Zeit zu einer explosiven Gemengelage vermengt. Ein Roman für alle die noch etwas empfinden und Liebeskummer als Lebensgefühl durchaus ernst nehmen.

Bret Easton Ellis
The Shards. Roman
Übersetzt von: Stephan Kleiner
2023, Hardcover, 736 Seiten
ISBN: 978-3-462-00482-3
Kiepenheuer & Witsch

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2023-02-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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