Das vorliegende Sachbuch, an dem der Autor nach eigenen Angaben über acht Jahre lang gearbeitet hat, ist nicht nur für Kinder ab 9 Jahren, wie vom Verlag empfohlen, geeignet, sondern auch für alle Erwachsenen, die sich für die Entstehung von Weltbildern quer durch die Zeit interessieren, und den Zusammenhang dieser Weltbilder mit der jeweiligen Kultur, die sie geprägt haben. So ist etwa das Weltbild der Bibel, das über eine lange, lange Zeit dominierend war, von dem babylonischen Schöpfungsmythos geprägt, den die jüdischen Theologen nach der Vertreibung ins babylonische Exil dort kennen gelernt und für die Erklärung ihrer eigenen Geschichte adaptiert und verändert hatten. Jeder Theologe lernt das in seinem alttestamentlichem Studium; von den in diesem Buch beschriebenen und erklärten vielen anderen Vorstellungen von der Welt und ihrer Entstehung aus den verschiedenen anderen Kulturen der Welt habe ich jedenfalls bei diesem Studium nichts erfahren. Ein Buch wie das vorliegende hätte mir helfen können, quasi komparatistisch die eigene Tradition einzuordnen.
Das Buch des Franzosen Guillaume Duprat nimmt seine Leser auf eine spannende und sehr lehrreiche Zeitreise mit, bei der sie erfahren, welche Vorstellungen die vielen Völker dieser Erde und ihre Kulturen von der Form und vom Aussehen unserer Erde hatten und zum Teil heute noch haben. Mit vielen Klapptafeln und schönen Illustrationen ist das Buch ausgestattet, und eine Datumsleiste von der Frühzeit bis heute gibt eine wichtige Orientierungshilfe bei der historischen Einordnung.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, das nicht umsonst nach seinem ersten Erscheinen 2009 den Kinder- und Jugendbuchpreis LUCHS der ZEIT erhalten hat.
Guillaume Duprat, Seit wann ist die Erde rund. Wien sich die Völker unseren Planeten vorstellten, Knesebeck 2018, ISBN 978-3-86873-135-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-11-01)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.