Fünfundzwanzig Jahre hat es gebraucht, bis sich ein deutscher Verlag entschieden hat, diesen damals in den USA als Kultroman apostrophierten Roman von Katherine Dunn übersetzen zu lassen und zu veröffentlichen. Der Verlag teilt auf der Rückseite des Buches mit, der Roman habe lange als unübersetzbar gegolten. Wie auch immer: Monika Schmalz, die auch schon Jeanette Winterson und Lionel Shriver übersetzt hat, hat es gewagt - und sie hat gewonnen.
Der skurille Roman erzählt von der Zirkusfamilie Binewski, die sich mit Drogen, Insektiziden und radioaktiven Substanzen ihre eigene Freakshow züchtet, als die Geschäfte des Familienzirkus zu schwächeln beginnen und seine Zukunft auf dem Spiel steht. Bei einigen ihrer Versuche haben sie auch Erfolg.
Die Fragen und Probleme, die dieser nun schon 25 Jahre alte ziemlich schräge Roman aufwirft, scheinen hochaktuell, aktueller noch als zu der Zeit seines Erscheinens und Erfolgs in den USA. Was ist eigentlich schön? Gibt es so etwas wie das Normale? Wie definiert sich ein gesunder Zustand?
Der Roman „Binewskis“ kann gelesen werden als eine Satire auf Schönheitskult und Ich-Sucht. Als eine Kritik an der neuen Religion eines radikalen Individualismus , der sich an den äußeren Zeichen definiert, wie Tattoos oder Piercings.
Seit der Veröffentlichung dieses Buches in den USA arbeitet Katherine Dunn an ihrem zweiten Roman. Wenn der auch so den Puls der Zeit trifft, wenn er erscheint ….
Katherine Dunn, Binewskis Verfall einer radioaktiven Familie, Berlin Verlag 2014, ISBN 978-3-8270-1072-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-05-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.