Immer wieder taucht in der Literatur der unterschiedlichen Epochen die Melancholie, die Schwermut oder Depression, wie man diese Stimmung seit langem nennt, auf. Nicht wenige Werke sind aus einer solchen Stimmung heraus entstanden. Dichter und Schriftsteller haben sich diesem Thema und den Erfahrungen, die damit verbunden sind, anders als die Ärzte meist in einem ganz unmittelbaren und ganzheitlichen Zugang genähert und so die Schattenseiten menschlicher Erfahrungen in Romane, Erzählungen oder Gedichten beschrieben.
Deshalb auch haben viele Werke der Weltliteratur für Leser mit depressiven Verstimmungen eine sehr heilsame und therapeutische Wirkung. Denn die Gedanken, die sich vorher im Kreis drehten, kommen beim Lesen zur Ruhe, ordnen sich und werden klarer, positive Gefühle stellen sich ein, man sieht die Realität mit anderen Augen und findet wieder mehr zu sich selbst.
Der Autor des vorliegenden Buches, der Bibliotherapeut Martin Duda zeigt mit ausgewählten Texten der Weltliteratur und praktischen Buchtipps, wie das Lesen helfen kann, der Ausweglosigkeit der Depression zu entkommen.
Nachdem er eindrucksvoll beschrieben hat, wie mangelnde Selbstdistanz, das Gefühl der Einsamkeit, Leistungsdruck und fehlendes Selbstwertgefühl, mangelnde Liebe oder schweres Leiden zur absoluten Sinnleere führen kann, zeigt er überzeugend, wie erkrankte Menschen über das Lesen verschüttete Erfahrungen wieder lebendig machen können und ihre Quellen der Motivation zum Leben wieder nutzen können.
Viele literarische Beispiele und Berichte aus seiner eigenen Beratungspraxis machen das Buch zu einem hilfreichen Begleiter für Betroffene und diejenigen, die ihnen therapeutisch beistehen.
Martin Duda, Licht in der Nacht der Seele. Wie Lesen bei Depressionen hilft, Patmos Verlag 2018, ISBN 978-3-8436-1059-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-12-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.