Wie man es von Eugen Drewermann gewohnt ist, geht er auch in dieser neuen Veröffentlichungsreihe mit dem Untertitel „Kapital & Christentum“ sein Thema grundsätzlich an, mit unendlich viel von ihm bearbeiteten Material, historischem und noch mehr zeitgenössischem, Verweisen auf die Literatur und unzähligen Anmerkungen und Verweisen.
Was in seinen früheren Büchern schon immer durchleuchtete, wird hier grundsätzlich und grundlegend behandelt: seine Kritik an der zerstörerischen Kraft des Kapitalismus. Hatte der Theologe und Psychoanalytiker früher oft auf die Folgen dieser Wirtschafts“ordnung“ und Produktionsweise für die einzelnen Menschen und ihr Zusammenleben hingewiesen, so legt er in diesem nun schon zweiten Band seiner neuen Reihe auf den Finanzkapitalismus. Es geht grundsätzlich um
• Geld und Kapital
• Zins als Schuldgewinn
• Banken und Börsen
Immer wieder erklärt Drewermann sehr verständlich, aber wie immer mit vielen Details, die Bedeutung dieser wirtschaftlichen und finanzpolitischen Strukturen. Immer wieder betont er die historischen Zusammenhänge der gegenwärtigen Lage und formuliert Lösungswege, die einleuchtend und tatsächlich realisierbar scheinen.
Er plädiert für eine nachhaltige und nicht länger wachstumsorientierte Wirtschaftsform. Interessant und aufschlussreich fand ich, dass Drewermann immer wieder sein tiefenpsychologisches Fachwissen einbringt, um damit gegenwärtige globale Phänomene zu beschreiben und zu erklären.
Was das alles mit der christlichen Tradition zu tun hat, wird auch im zweiten Band nicht offensichtlich. Nächstes Jahr soll der dritte Band unter dem Titel „Vom Krieg zum Frieden“ erscheinen. Vielleicht schließt sich dort der auch theologische Kreis.
Eugen Drewermann, Finanzkapitalismus. Kapital und Christentum 2, Patmos 2017, ISBN 978-3-8436-0818-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-09-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.