Mittlerweile stimmt der Titel des neuesten Buches von Thea Dorn nicht mehr ganz, anderes, was Sie in Ihren 28 Essays immer wieder zum Thema macht und von vielerlei Seiten her mit gewohnt klarem Blick, sanfter Ironie und spitzer Feder betrachtet tritt dafür durchaus im öffentlichen Handeln ein.
Atomkraft, Stuttgart 21, Sinkflug mancher Politiker in den Beliebtheitsskalen, es scheint, als würde das Volk (endlich) wie schon Thea Dorn (länger) Harmonistan verlassen und deutlich vernehmbar rumoren.
Thea Dorns spitze Betrachtung des bundesdeutschen Politikstils „Eiskrem für alle“ und ihr freundliche Anfrage, was denn passiert, wenn die Eiskrem alle geht, vielleicht ist es zur Zeit so, dass das bisschen Süßkram weggeschmolzen ist und die Zeiten endlich rauer werden.
So, wie auch Thea Dorn rauere Töne anschlägt. Von 2005 an, da noch aktive Unterstützerin Angela Merkels, bis Neujahr 2010 (jetzt eher nicht mehr) reicht der zeitliche Bogen, den Thea Dorn in ihren durchweg sprachlich, ironisch und inhaltlich gelungenen Betrachtungen des „Zustandes des Landes“ zieht.
Allein schon der Einstieg ins Buch durch das erste Essay, die interessante Betrachtung eines Beta-Löwen mitsamt der entsprechenden Erläuterungen durch den Wildhüter lässt Anklänge an real existierende Personen der Politik und Wirtschaft fast in Form einer Fabel in den Raum treten. Dass der Beta Löwe niemals aufgibt und es nie verkraften wird, einfach kein Alpha Tier zu sein, wie könnte man das herrschende Mittelmaß ständig pseudo aggressiver „Leitungsfiguren“ besser charakterisieren?
In gleicher Qualität, mal mehr, mal weniger verdeckt, an vielen Orten des öffentlichen Lebens, betritt Thea Dorn mit scharfer Beobachtungsgabe den Ring. Sei es in Bayreuth, wo Sie dem geneigten Leser den Parsifal in ganz eigener Weise inhaltlich erläutert, die, natürlich auf der Hand liegende, Parallele zum Skispringen zieht und sich grundlegende Sorgen um den noch nicht erreichten, freien Umgang des Mannes mit dem Eros macht.
Aber auch Frauen, vornehmlich so manche Bestsellerautorin, kommt nicht ungeschoren davon. Treffend wendet eines der Essays den Blick auf manche Seichtgebiete (assoziative Zuordnungen zu Bestsellern ausdrücklich erwünscht).
Letztlich aber, und das ist der rote Faden der sich durch die verschiedenen Themen und Stimmungslagen der einzelnen Essays zieht, geht es ihr in allem um ihre Sorge, das „die Lichter verlöschen“. Nein, nicht die Glühbirnen, die nun durch Energiesparlampen zwangsersetzt werden, sondern die Lichter der Aufklärung, dass der eigentlich gemeinte Souverän einer Demokratie mehr und mehr sich zufrieden gibt, genügend Spielzeug in den Sandkasten geworfen zu bekommen und das eigene Denken doch lieber einzustellen.
Eine Gefahr, die durch die Lektüre dieses Buches deutlich reduziert wird.
Dass Thea Dorn sprachlich bestens zu formulieren versteht und jederzeit mühelos mit den verschiedenen Bedeutungsebenen des Gesagten umzugehen vermag, muss nicht sonderlich betont werden, dafür kennt man sie.
Ein Buch, dass in jeden Schrank eines auch nur einigermaßen am Zeitgeschehen interessierten Menschen gehört (und vorher gelesen sein sollte).
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-09-24)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.