Wir schreiben das 1934. Die 6-jährige Marie-Laure LeBlanc ist blind ist und muss ohne Mutter aufwachsen. Doch durch die liebevolle Erziehung ihres Vaters verbringt das Mädchen eine glückliche und unbeschwerte Kindheit in Paris. Der Vater arbeitet als Schlosser und Modellbauer im Naturhistorischen Museum Dort hält sich Marie-Laure oft auf. Das Museum ist so etwas wie ihre zweite Heimat und sie nimmt dankbar alles Wissen, das dort verborgen liegt, in sich auf.
1944 marschieren die deutschen Truppen in Paris ein und nichts ist mehr wie es war. Marie Laure und ihr Vater fliehen aus der Stadt nach St. Malo zu Verwandten. In ihrem Gepäck ist der wertvolle Diamant „Das Meer der Flammen“ aus dem Museum, um den sich ein Mythos rankt.
In einem zweiten Erzählstrang beschreibt Anthony Doerr, wie Werner Hausner im Ruhrgebiet aufwächst. Er ist Waise. Werner ist sehr intelligent und interessiert sich für Technik. So muss er nicht in den Kohleminen arbeiten wie die anderen Waisenkinder, sondern er wird in einer besonderen Schule der Nazis ausgebildet. Auch Werner kommt 1944 wie Marie Laure nach St. Malo. Während sie sich versteckt, besteht seine Aufgabe darin, Widerstandskämpfer zu entdecken und an die Deutschen auszuliefern.
Beide Erzählungsebenen hat Anthony Doerr in einer schönen, stellenweise poetischen Sprache miteinander verknüpft. Seine beiden Hauptpersonen beschreibt er auf eine Weise, die dem Leser ans Herz geht. „Alles Licht, das wir nicht sehen“ ist große Literatur, die gleichzeitig zu unterhalten weiß und etwas erzählt von jungen Menschen, die sich trotz des Elends des Krieges ihre Hoffnung auf Licht, auf Zukunft und auf Liebe nicht zerstören lassen wollen.
Anthony Doerr, Alles Licht, das wir nicht sehen, C.H. Beck 2014, ISBN 978-3-406- 66751-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-04-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.