Wer sich den maskierten Rechtsanwalt Matt Murdock in den Straßenschluchten New Yorks in dieser „Wiedergeburt“ betitelten Marvel 11 Ausgabe erwartet, wird diesbezüglich enttäuscht werden. Dafür überrascht dieser Comic mit einer naturgetreuen Wiedergabe eines seelischen Konfliktes eines einsamen Helden, der durch die Wüste irrt, um zu sich selbst zu finden, und doch seiner Bestimmung nicht auszuweichen vermag. Denn das Schicksal oder Gott wer weiß auch immer, hält dieses auch in der dunkelsten Nacht für einen bereit und es gibt kein Entrinnen, wohin immer man auch flieht. Matt Murdock hatte sich in seinem Streben nach Recht und Ordnung mit den Ninjas, einer uralten Organisation von Dieben und Mördern, verbündet und tötete in einem Anfall von ungebremster Wut und Verblendung seinen Widersacher Bullseye. Mit einem schlechten Gewissen und auf der Flucht vor sich selbst hat der blinde Rechtsanwalt sein Viertel in New York, Hell`s Kitchen, Black Panther überlassen und versucht nun durch seinen ganz eigenen „Jakobsweg“ wieder mit sich ins Reine zu kommen.
Doch auch Matt Murdock hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Sein Schicksal verfolgt ihn bis an den Rand der Wüste und so wird er schon durch einen harmlosen Dialog mit einem kleinen, ebenfalls blinden Jungen in eine Auseinandersetzung reingezogen, die er lieber vermieden hätte. Er lässt sich zuerst sogar vermöbeln, obwohl er es den Angreifern natürlich spielend wäre, doch er will nicht, sein Wille ist gebrochen und er lässt sich treiben, sinken, ersticken. „Sonnenklar, dass in dieser Stadt was faul ist. Aber das ist nicht mein Problem. Ich kann niemanden helfen.“, mit diesen Worten versucht er sich selbst zu bekräftigen, dass er seinen Weg fortsetzen muss, doch auch die Dorfbewohner wollen es nicht. Die falschen Polizisten ziehen ihn in ihre gemeinen Verbrechen mit hinein und bald erwacht wieder der alte Spürsinn und der Radar des Daredevil in Matt Murdock, der ihm schon so oft das Leben gerettet hat. Schließlich begegnet er dem Oberschurken Calavera, der die ganze Gegend tyrannisiert und skrupellose Drogen- und Waffengeschäfte kontrolliert. „Ich bin blind, Sie können mir nichts zeigen“, meint Matt, doch er kennt nicht die Superkräfte dieses Verbrechers, der ihn auch ohne Augen, auf den Grund seiner Seele blicken lässt. „Um dem Grauen zu entkommen, muss man sich tief darin versenken“, so Jean Genet. Und keiner weiß das besser, als Matt Murdock, genannt Daredevil. In der nächsten Folge bestimmt wieder ohne Bart und mit Kostüm. Und natürlich in New York. Hell`s Kichten.
Andy Diggle/Davide Gianfelice
Daredevil-Reborn
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-03-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.