Ali Cem Deniz, ein 1988 geborener und in Österreich lebender Türke versucht in seinem hier vorliegenden Buch für alle, die sich für die aktuellen Vorgänge in der Türkei interessieren bzw. besorgt darüber sind, zunächst einmal historische Informationen zu vermitteln und beschreibt die Geschichte der Türkei von der sogenannten „neuen Türkei“, wie sie in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts Kemal Atatürk vorschwebte mit seinem auf das Militär gestützten Laizismus bis hin zu der „neuen Türkei“, wie sie Recep Tayyip Erdogan schon vor und erst recht nach dem Putsch vom 15. Juli 2016 autoritär umsetzt.
Er verweigert sich den herkömmlichen Gegensätzen, mit denen die Türkei und ihre Gesellschaft auch bei uns oft beschrieben werden. Jenseits von rechts und links, laizistisch und islamistisch, modern und traditionell beschreibt er, sich auf viel türkische Quellen stützend, die Neuerfindung der Türkei unter Erdogan.
Wo er selbst dabei steht, ist mir allerdings nicht ersichtlich geworden. Die alevitischen Türken jedenfalls bei uns im Ort sind ausnahmslos der Meinung, der Putsch sei von Erdogan geplant worden, um seine schon lange vorbereiteten Säuberungen durchzuführen und ihm freie Bahn für seine Pläne zu geben.
Ali Cem Deniz, Die neue Türkei, Promedia 2016, ISBN 978-3-85371-412-6
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-01-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.