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Frédéric Delouche - Das Europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert
Buchinformation
Delouche, Frédéric - Das Europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert bestellen
Delouche, Frédéric:
Das Europäische
Geschichtsbuch. Von den
Anfängen bis ins 21.
Jahrhundert

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(Bücher frei Haus)

Frédéric Delouche drückt etwa das Dilemma der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit mit folgenden Worten aus: „Die neugegründete Tschechoslowakei zum Beispiel blieb im Kleinen, was Österreich-Ungarn im Großen gewesen war: ein Vielvölkerstaat, in dem neben Tschechen und Slowaken auch Deutsche, Ungarn, Ukrainer und Polen lebten.“ Es sollten zwar Nationalstaaten geschaffen werden, aber gerade der Modellstaat Tschechoslowakei war mehr ein Nationalitätenstaat denn ein Staat einer Nation. Bei Ausgang des Krieges bestand die Tschechoslowakei nämlich aus 3,5 Millionen Deutschen, 2 Millionen Slowaken, 6,5 Millionen Tschechen und 0,75 Millionen Ungarn sowie einer halben Million Ukrainer. War die Tschechoslowakei ein Modell für die EU? Oder vielleicht doch Österreich-Ungarn? Oder geht der europäische Gedanke womöglich noch viel weiter zurück? Frédéric Delouche (Hg.) versucht den europäischen Gedanken in der gesamten Geschichte Europas zu finden und nachzuweisen, denn schon am Anfang stand die Vielfalt in der Einheit gegen die Aggressoren von außen. Aber wer gehört zu Europa? Wo beginnt es? Wo hört es auf?

Gesamteuropäisches Geschichtsbuch vom Anfang bis heute
Das „erste Geschichtsbuch von europäischem Format“, ein Geschichtsbuch „von Europäern für Europäer“, wurde von insgesamt fünfzehn Historikern aus dreizehn Ländern Europas zusammengestellt und sie legen so das erste „grenzüberschreitende Geschichtsbuch von europäischem Format“ vor. Die ersten beiden Kapitel widmen sich der griechischen Klassik und dem Römischen Weltreich. Ein Kapitel zum Byzantinischen Reich rückt den Osten Europas in die Mitte, ein darauf folgendes widmet sich wiederum dem christlichen Europa im Mittelalter. Darauf folgt die Renaissance, die erste Kolonisierungsphase, Reformation und Absolutismus, Aufklärung, schließlich die Moderne, die beiden Weltkriege (dramatisch mit „Auf dem Weg zur Selbstzerstörung“ betitelt), abschließend die Öffnung Osteuropas und dessen Rückkehr nach Europa. Ist Europa damit endlich vereint? Oder gar wiedervereint? Gibt es tatsächlich einen Europabegriff, der sich durch die gesamte Geschichte dieses Subkontinentes zieht? Oder sollten wir doch eher politisch wie geographisch von „Eurasia“ sprechen? Vielleicht ist das aber die allzu nahe Zukunft, wenn schon nicht die ach so ferne Vergangenheit.

„Hopla!“- ein Sieg über die Perser
Die Stärke dieser kompakten Nacherzählung liegt sicherlich in den Texten verschiedenster nationaler Provenienz und natürlich auch der Bebilderung und den Karten. So möchten wir hier noch gesondert auf den Mittelmeerraum in der Zeit der Antike eingehen, in der etwa ein Fotos das prächtige Löwentor von Mykene zeigt, das nicht etwa von Zyklopen errichtet wurde, wie noch Homer, Herodot und Euripides glaubten, sondern von der gleichnamigen Kultur auf Kreta. Durch die Überlieferung der minoischen Schrift „Linear A“ entwickelten die Griechen „Linear B“ und so ist etwa auch die Ilias erhalten, die vom Kampf um einen Zugang zum Schwarzen Meer erzählt und das Narrativ über Griechenland grundsätzlich prägte. Eine Dorische Wanderung hätte die mykenische Kultur zerstört, die Achäer wiederum Troja, aber bald war das „griechische Mittelalter“ (1200-750) überwunden und es folgte eine neue Hochblüte der Kultur, die wir als „Klassik“ - im Gegensatz zur Archaik - kennen. Dabei spielten auch die Hopliten („hopla“ griech. für „Waffen“) eine Rolle, denn sie standen für eine Demokratisierung der Kriegsführung, da nun auch die Mittelschicht zu den Waffen griff und nicht mehr nur der berittene Adel.

„Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί“: Polemos oder Polemik?
Denn die Perserkriege wurden übrigens auch als Sieg der Lanze über den Bogen bezeichnet, da die Hoplitenphalanx sich vortastete und dann im Nahkampf siegte. Heraklit drückte damals einen wesentlichen Gedanken seiner Philosophie mit den folgenden Worten aus: „Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί“ („Polemos panton men pater esti“ – „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“). Allerdings steht das griechische „polemos“ auch für Konflikt, Widerstreit, Meinungsverschiedenheit, vergleiche dazu auch „Polemik“. Auf diese Weise fällt es einem natürlich bedeutend leichter der so oft zitierten Redewendung zuzustimmen.
Weitere Autoren Jacques Aldebert (Frankreich), Johan Bender (Dänemark), M. Jan Krzysztof Bielecki (Polen), Jiri Gruša (Tschechien), Scipione Guarraccino (Italien), Ignace Masson (Belgien), Kenneth Milne (Irland), Foula Pispiringou (Griechenland), Juan Antonio Sanchez y García Saùco, (Spanien), António Simões Rodrigues (Portugal), Ben W. M. Smulders (Niederlande), Dieter Tiemann (Deutschland), Robert Unwin (Großbritannien), Edgar Wolfrum (Deutschland), Redaktion M. Jan Kieniewicz (Polen).

Frédéric Delouche (Herausgeber)
Das Europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert.
Klett-Cotta 2012

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-03-13)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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