„Ich geh mit dir, wohin du willst/Auch bis ans Ende dieser Welt/Am Meer, am Strand, wo Sonne scheint/Will ich mit dir alleine sein//Komm, geh mit mir den Leuchtturm rauf…“ sang Nena einst und tatsächlich wünscht sich fast ein jeder mal in seinem Leben so einen Leuchtturm zu haben oder ihn zumindest mal zu besteigen. Besser wäre es nur noch, selbst so ein Leuchtturm zu sein, aber was einem in diesem Leben nicht gegönnt ist, kann ja noch werden. Leuchttürme gab es schon in der Antike und einer davon war sogar eines der sieben Weltwunder, aber Spuren davon sind heute keine mehr zu finden, vielleicht weil er damals aufs Versehen einmal abgebrannt ist? Heute werden die Leuchttürme ohnehin nicht mehr mit Feuer beheizt, die Signale für die heimkehrenden Seefahrer darstellten, um sicher in den heimischen Hafen zurückzukehren. So manche Beute wurde beim Einfädeln in die oft engen Hafeneinfahrten versenkt, vielleicht auch, weil der Leuchtturmmeister eingeschlafen war oder er sein Signal einfach nicht setzen konnte, weil so ein starker Wind blies. Leuchttürme sind vom Meer aus ja nur dann zu sehen, wenn man schon nahe genug ist und vielleicht gerade auf ein Riff aufläuft. Die blinkenden Lichter der Leuchttürme sollten vor gefährlichen Untiefen, Sandbänken und Riffen warnen und helfen, den Standort zu bestimmen.
Auch in Zeiten der modernen Schifffahrt, die sich hauptsächlich auf moderne GPS-Geräte verlässt, sind Leuchttürme noch sehr beliebt, die sie verfügen auch über einen symbolischen Wert, der gerade im orientierungslosen Overflow der Postmoderne zeigt, dass es Punkte der Referenz gibt, die ihren Wert niemals verlieren werden, auch wenn sie heute vielleicht an Funktion eingebüßt haben. Ein Leuchtturm symbolisiert nicht nur einen Referenzpunkt für den Seefahrer, der vielleicht vom Fischen oder einer Abenteuerreise heimkehrt, sondern auch für den Landbewohner, der den Weg zum Meer findet und sich ebenso in Sicherheit eines heimischen Hafens weiß, wie der Matrose. Darauf reflektiert sogar der Text von Nena, wenn sie singt: „Ich glaub, wir sind schon ziemlich weit/Ich kann den Leuchtturm nicht mehr sehn“, meint sie doch vor allem, dass sie eben nicht zu weit gegangen ist, sondern es für ihre Liebe keine Grenzen gibt: „Ich geh mit dir, wohin du willst/Auch bis ans Ende dieser Welt/Am Meer, am Strand, wo Sonne scheint/Will ich mit dir alleine sein.“
Der Kalender „Leuchttürme 2015“ aus dem Delius Klasing Verlag ist auch so ein Versprechen auf ein romantisches Abenteuer. Das Format löst einiges dieses Versprechens ein, denn mit 13 farbigen Blättern im Ausmaß von 70 x 57,4 cm kann man durchaus von einem Cinemascope-Erlebnis sprechen, das einem aus dem Träumen nicht mehr aufwachen lässt. Wo war ich stehengeblieben?
Leuchttürme 2015
Lighthouses 2015
Auflage 2014, 13 farbige Blätter, Format 70 x 57,4 cm, Spiralbindung, Delius Klasing
ISBN 978-3-7688-3813-9
EUR 39,90 (D) EUR 41,10 (A) | sFR 55,90 (CH)
Preise inkl. Mwst.
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-07-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.