Diese gründlich recherchierte und unterhaltsam und informativ geschriebene Biographie von Markus Söder ist besonders den interessierten Zeitgenossen zu empfehlen, die sich in den letzten Jahren relativ wenig intensiv mit der deutschen und insbesondere mit den bayerischen Innenpolitik befasst haben und für die der neue bayerische Ministerpräsident und Stern am bayerischen Politikhimmel ein noch relativ unbeschriebenes Blatt ist.
Man hat so ziemlich alles, was die Autoren hier in einem lockeren und flüssigen Stil schreiben, irgendwann einmal schon woanders gelesen. So ist Roman Deiningers preisgekrönte SZ- Reportage in dem Buch wieder abgedruckt. Aber vielleicht sollen Biographien genau das leisten, dass sie viel Bekanntes und vielleicht auch das eine oder andere noch nicht der Öffentlichkeit Zugängliche zusammenfassen, damit auch der politisch wenig informierte Leser sich ein kritisches Bild einer Person machen kann und ihr politisches Profil einzuschätzen lernt.
Als Nachfolger Horst Seehofers im Amt des bayerischen Ministerpräsidenten und Spitzenkandidat der CSU für die Landtagswahl steht Söder im Jahr 2018 im Mittelpunkt des politischen Geschehens. Der Mann, der als Vorsitzender der Jungen in Bayern, als Generalsekretär der CSU und als Minister durch provokative, laute Wortmeldungen bundesweit für Aufmerksamkeit und Aufregung gesorgt hat, wird beweisen müssen, was er wirklich kann. Söder polarisiert, innerhalb wie außerhalb der CSU, das hat er in den letzten Wochen seit seiner Amtsübernahme deutlich gezeigt. Mit dem Beschluss, das Aufhängen eines Kreuzes in allen öffentlichen Räumen verbindlich zu machen, hat er zuletzt viel Widerspruch erfahren, auch von konservativer Seite.
Doch wie sieht es jenseits des gleißenden Scheinwerferlichts aus?
Söder, der aus kleinen Verhältnissen stammt und in Nürnberg großgeworden ist, hatte außer Edmund Stoiber kaum einen Förderer – aber zahlreiche erbitterte Gegner. Mit unbedingtem Machtwillen, strategischem Blick und fleißigem Netzwerken hat Söder seinen Aufstieg in der Politik gestaltet und alle Konkurrenten geschlagen. Deininger und Ritzer erklären, was diesen Mann antreibt, abgesehen vom ehrgeizigen Ziel, den Gipfel der Macht zu erklimmen, was ihn geprägt hat und was nun von ihm zu erwarten ist.
Das Buch gibt einen ernüchternden Einblick in die Art und Weise, wie heute Politik gemacht wird. Ein Einblick, der einen eher beunruhigt.
Roman Deininger, Uwe Ritzer, Markus Söder. Politik und Provokation. Die Biographie, Droemer 2018, ISBN 978-3-426-27726-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-05-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.