In seinem neuen Buch „Im Anfang war das Gefühl“ schildert der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio den evolutionären Weg des Lebens vom Einzeller zu Wesen mit Gefühl und Bewusstsein bei Menschen und Tieren.
Immer wieder geht es um den Begriff der „Homöostase“. Damasio zeigt mit kraftvoller und überzeugender Sprache, wie seit dem Beginn der Evolution Lebewesen seit den ersten Einzellern mit einem biologischen Reaktionsvermögen ausgestattet wurden, das ihnen jeweils erlaubte, auf Umweltveränderungen sensibel zu reagieren und sich selbst immer wieder in jene gesunde Balance zu bringen, die Homöostase. Dies geschah durch Flucht, Fressen, Ausweichen, Abwehren und vieles andere Reaktionen mehr.
Auf diese Weise, so Damasio, entstanden im Laufe der Evolution die Gefühle, indem sich aus den ersten sensiblen Zellen ganze Nervensysteme entwickelten, die später zu Emotionen und schließlich zum Bewusstsein wurden, wie wir es kennen, das Wissen um die eigene Existenz.
All dies dient nur einem Zweck: wir reagieren, indem wir die äußere Welt wahrnehmen, mit einer Veränderung unseres Innenlebens. Das erleben wir als Gefühl und reagieren dann durch bewusstes Gegensteuern. Dazu ist nötig, dass Nervensystem und Gehirn mit körperlichen Vorgängen gekoppelt ist.
Damasio weitet seine Theorie auch aus auf die Entstehung jeglicher kultureller Phänomene. Religion, Tanz, Bildende Kunst, Musik, Wissenschaft oder Medizin - für Antonio Damasio sind das Emanationen der Sehnsucht nach Homöostase in Form von Orientierung, Trost, Heilung oder einem gemeinsamen sozialen Rhythmus.
Antonio Damasio, Im Anfang war das Gefühl, Siedler 2017, ISBN 978-3-8275-0045-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-01-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.