Die norwegische Lyrikerin und Romanautorin Gro Dahle hat zusammen mit ihrem Mann Svein Nyhus ein beeindruckendes, aber auch verstörendes Bilderbuch gemacht über das Thema häusliche Gewalt und wie kleine Kinder sie erleben. Christel Hildebrandt hat als erfahrene Übersetzerin das Buch aus dem Norwegischen sensibel ins Deutsche übertragen.
Das Buch erzählt von dem kleinen Jungen Boj und wie er seine Familie wahrnimmt. Sein Vater ist unberechenbar und immer wieder gewalttätig gegenüber seiner Mutter. In beeindruckenden Bildern und gelingt es dem Autorenehepaar die gespannte Atmosphäre einzufangen, in der der kleine Boj lebt. Er liebt seinen Vater, bewundert seine Größe und Stärke. Doch wenn der Vater wieder einmal sehr wütend ist, stellt sich der Junge vor, dass Bösemann von ihm Besitz ergriffen hat. Bösemann steht für die unberechenbare Seite seines Vaters. Die hilflose Mutter versucht die Spannung immer wieder zu lösen, doch sie schafft es nicht aus ihrer Opferrolle heraus. Boj muss in seinem Zimmer mithören, wie der Vater über die Mutter herfällt.
Immer wieder verspricht der Vater, sich zu bessern, er weint und macht für Boj alles nur noch schlimmer. Alles in der Familie orientiert sich an der Stimmungslage des Vaters. Mit einem großen Reichtum an sprachlichen und künstlerischen Stilmitteln wird die Thematik in fast schon poetischer Weise entfaltet.
Am Ende kann nur einer der Familie den Mut finden, Hilfe zu holen, die dann auch kommt. Das Buch hat eine ganz wichtige Botschaft an alle betroffenen Kinder: Es gibt keine Toleranz für gewalttätiges Verhalten. Den betroffenen Familien vermittelt sie: Ihr seid nicht allein. Es ist nicht eure Schuld. Ihr müsst darüber sprechen.
Ich denke, das Buch sollte nur von erfahrenen Erzieherinnen vorgelesen werden, denn es ermutigt Kinder sich zu öffnen. Und dann muss die Hilfe auch professionell sein.
Gro Dahle, Svein Nyhus, Bösemann, NordSüd Verlag 2019, ISBN 978-3-314-10481-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2019-04-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.