Sonya Cross (Diane Kruger) und Marco Ruiz (Demián Bichir) jagen in der zweiten Staffel der ursprünglich in Skandinavien angesiedelten Serie vor allem die skrupellose Mennonitin Eleanor Nacht (Franka Potente), die zwischen Fausto Galvan (Ramón Franco) und Sebastian Cerisola außer Kontrolle geraten ist. Die Öresund-Brücke der Originalvorlage wird durch die „Bridge of the Americas“ ersetzt, die El Paso (Texas) mit Ciudad de Juarez (Chihuahua) verbindet. Hintergrund spielen die sich tatsächlich an der mexikanisch-amerikanischen Grenze ereigneten Frauenmorde, die international für Aufsehen sorgten, zuletzt kam ja Mexiko durch die Studentenmorde ins Gespräch und genau an solchen Vorfällen klinkt sich auch die Handlung von „The Bridge“ ein. Der Krieg gegen die Drogen, der von DEA und CIA in Mexiko gehalten werden sollte, schwappte längst über die US-Grenze und auch dort hat sich „Das Kartell“ durch Geldwäsche in amerikanischen Banken längst in die amerikanische Wirtschaft eingekauft. Da sind selbst DEA und CIA machtlos, denn der ganze Machtapparat sei durch und durch korrupt, so die These. Oder handelt es sich gar um eine Intrige der einen Behörde gegen die andere? Die Banken bekommen in der Person des „sauberen Geschäftsmanns“ Sebastian Cerisola jedenfalls genauso ihr Fett ab, wie die Polizeiapparate beider Länder. Diese Ausgewogenheit macht The Bridge vielleicht gerade zu einem besonderen Erlebnis, da eben beide Seiten geschildert werden und nicht geurteilt wird. „Keep it casual“
Aber auch die katholische Religion spielt eine besondere Rolle in „The Bridge“. Da gibt es den religiösen Fanatiker Steven Linder (Thomas M. Wright), der sich vor seiner Geliebten Eva hinter einem Bart versteckt, bis diese ihn ihm abrasiert und er auf seinen nächsten Rachefeldzug sinnt. Seine Stimme wird ohne Bart aber keineswegs deutlicher. Er wird Eva aber nicht für sich gewinnen, sondern stattdessen selbst das Leben verlieren. Eine andere wichtige Rolle spielen auch die beiden Journalisten Daniel Frye (Matthew Lillard), Alkoholiker, und Adriana Mendez (Emily Rios), Lesbe, die schließlich von einem CIA-Mann gebrieft werden, um die Machenschaften der Banken und des Kartells auffliegen zu lassen. Aber auch dieser CIA-Mann muss bei einer wilden Schießerei auf der Geldwäscheanlage Red Ridge View – einer Immobilieninvestition von Fausto Galvan – ins Gras beißen. Während die unter dem Asberger-Syndrom leidende Sonya Cross mit dem Bruder des Mörders ihrer Schwester schläft, wird Lieutenant Hank Wade (ein grandioser Ted Levine) vom Kartell aufgelesen, aber es gelingt ihm noch das Notizbuch der Auftragsmörderin Eleanor zu verstecken. Darin befinden sich die für die Fahndung so wichtigen Beweise. „Why don’t we just hang it out and keep it casual, see where it goes to?“, einer der witzigsten Sätze der Serie, denn was darauf folgt ist alles andere als „casual“, wie der obige Paragraph zeigt. Kein einziger Protagonist hätte nicht irgendetwas zu verbergen oder irgendeinen Defekt. „Wow. It’s a wild, wild world.“ „The lie protects everyone
Während Fausto Galvan sich nicht an die Devise „You can’t kill your way out of this!“ hält und von Marco Ruiz in seiner Zufluchtsstätte besucht wird und daraufhin wild losballert, „wildern“ einige der von Galvan bestellten Auftragsmörder nur so um sich. Das ist einmal „Call the Chopper!“-Chopper, der beinahe Sonya den Garaus macht (eine eindrucksvolle Szene in der Wüste in der Chopper das Grab für Sonya aushebt), dann Eleanor und auch der „Libero“ Steven, alles Männer, die nichts anderes zu tun haben, als andere umzubringen. „What’s shared private, should be kept private. Do you agree?“, wird hier beinahe zu einer Bedrohung und das (vorläufige) Schlusswort „Der Krieg ist längst in den USA. Die Grenze wird ihn nicht stoppen“ hat ehrenhafterweise Marco Ruiz, der sympathische Cop, der seinen Kopf für alle hinhält. Bis zur 3. Staffel.
The Bridge – Staffel 2
13 Episoden, 4 DVDs
Twentieth Century Fox
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-02-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.