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Francois Cortegianni - Blut und Schweigen
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Cortegianni, Francois - Blut und Schweigen bestellen
Cortegianni, Francois:
Blut und Schweigen

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(Bücher frei Haus)

Die zwei Brüder Giovanni und Ciro müssen wegen einer internen Fehde von Sizilien nach Amerika flüchten, aber sie sind beide noch minderjährig und so lernen sie schon früh, was man später als „improvisieren“ bezeichnen wird. Auch in New York sind die Häscher der sizilianischen „Familie“ ihnen dann auf den Versen, denn sie haben noch auf der Überfahrt Don Michele mit einer Lupara (einer abgesägten Schrotflinte, die man für die Wolfsjagd benutzt, deswegen das Wort „lupo“, italienisch für Wolf, im Stamm) beseitigt. Aber ihr erster Überfall verläuft so glimpflich, ohne Konsequenzen, dass sie beinahe auf den Geschmack kommen, auch wenn sie bald selbst wieder Opfer einiger Überfälle und Mordanschläge werden. Besonders traurig ist immer, dass es die, die ihnen helfen, erwischt, und sie selbst es doch irgendwie gerade noch schaffen zu entkommen. Aber irgendwer muss in diesem grausamen Spiel um Blut und Schweigen ja überleben, denn Blut fließt tatsächlich viel, geschwiegen wird allerdings weniger, denn Ciro plaudert ganz schön viel, und das aus der Retrospektive…

Giugiu: runter, runter
Ciro wird deswegen aber noch lange nicht zum Verräter (pentito), denn er hat selbst nie der ehrenwerten Gesellschaft angehört. Der fast greise, gealterte Ciro erzählt zwei Journalisten in der Jetztzeit die dramatischen Ereignisse seiner Jugend und Aktivzeit und spart dabei nicht mit Details. Ciro stand immer auf der anderen Seite, auf der richtigen Seite des Gesetzes, denn er war so etwas wie ein Starrreporter seiner Zeit. Aber dennoch schützte er seinen Bruder Giovanni, der unter dem Namen Giovanni Macaluso zu einem der meistgesuchtesten Verbrecher der USA aufstieg. „Giugiu“ (Abkürzung für Giovanni, aber es bedeutet auch „runter, runter“), wie ihn Ciro liebevoll nennt, ist bei seinen Methoden nicht gerade zimperlich und so lernt er seine zukünftige Frau auch auf der Intensivstation eines Krankenhauses kennen: sie ist Krankenschwester. Ciro hingegen baut sich ein ehrliches Leben ohne Gewalt auf, heiratet, bekommt einen Sohn und versucht ehrlich zu bleiben, doch dann überschneiden sich die Interessen der Familie immer wieder mit den seinen und er kann sich seiner Sozialisation auf lange Frist nicht entziehen.

Die Freuden des „Familien“lebens
Besonders gut kommt das unterschiedliche Leben der beiden Brüder durch eine Gegenüberstellung der Zeichenkolonnen zum Ausdruck. Während auf der einen Hälfte der Seite das grausame gewalttätige Leben Giovannis gezeigt wird, sieht man auf der rechten Seite die Freuden des Familienlebens: Geburt des Kindes, Spaziergänge, Schneemänner bauen, Eisenbahn spielen, neue Wohnung beziehen. Auffallend bei „Blut und Schweigen“ ist auch, dass es sehr oft schneit oder regnet. Das macht die zeichnerische Gestaltung umso atmosphärischer und romantischer, wenn man an New York im Winter denkt, bekommt man ohnehin schon einen kalten Schauer über den Rücken und die Gänsehaut sprießt. Haarsträubend sind aber auch die Gewaltexzesse, denen sich die Protagonisten immer wieder hingeben. In Band 2 leuchten die Farben der Kolorierung anfangs viel bunter heller, doch bald wird der bläuliche Schimmer des Regens auch hier wieder abrupt von roten Blutflecken durchbrochen. Die Zeichnungen selbst sind sehr genau gearbeitet, viele Details und eine exakte Linienführung zeigen das Können Jean-Yves Mittons.

Am Nordpol Elefanten jagen
Bei aller Brutalität des zeichnerischen Ausdrucks kommt aber auch der Humor nicht zu kurz, etwa wenn der kleine Sohn von Ciro ein Cowboykostüm von Giovanni geschenkt bekommt und ausruft: „Jetzt kann ich endlich am Nordpol Elefanten jagen!“ Historisch interessant ist aber auch wie beschrieben wird, wie sich das organisierte Verbrechen von Italien nach New York und dann über Las Vegas bis nach Hollywood ausbreitete. Selbst die Studiobosse mussten Schutzgeld zahlen, wenn nicht so mancher einsame Cowboy ihre Ehre gerettet hätte. Denn Roscoe Donahue reitet wieder! Auch dieser Witz mit dem ehemaligen Cowboy-Filmstar kommt gut, schließlich war der Wilde Westen – so wie das New York oder Chicago der Dreißiger - auch nichts anderes als ein Tummelplatz für Ganoven, nur dass man damals noch Whiskey trinken durfte…

François Cortegianni/Marc Malès
Blut und Schweigen (De Silence et de Sang, 2009). 1&2
Graphic Novel.
Deutsch von Resel Rebiersch.
Schreiber & Leser 2012.
144 Seiten.

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen (2012-11-24)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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