Eine Ausstellung im Dresdner Kupferstich-Kabinett Dresden (10. November bis 18.02.2024) inspirierte diese Publikation über Künstlerkarten aus Europa.
Kostengünstig, oft in hoher Auflage produziert und im Briefschlitz-Format war die Künstlerkarte mit ihrer Kombination aus Bild und Text ein beliebtes Werbemittel. Noch bevor es das Internet gab.
Fluxus, Mail Art und Conceptual Art
Geradezu subversiv und basisdemokratisch war die Künstlerpostkarte vor allem von Mitte der 1960er bis Ende der 1980er Jahre für
Künstler und Künstlerinnen in West- und Osteuropa ein geeignetes Kommunikationsmittel, um Kunst und Leben zusammenzuführen. Mit den Karten wurden neue Ideen verbreitet, zu Ausstellungen eingeladen oder sich einfach vernetzt. Zu den prominentesten Vertretern der Postkartenkunst gehören Marina Abramovic ebenso wie Joseph Beuys, Gerhard Richter, Klaus Staeck, Niki de Saint Phalle, Yoko Ono, Richard Hamilton, Matthew Barney oder auch Christo. Der britische Kunsthistoriker und Experte für Antiquitäten Jeremy Cooper besitzt eine berühmte Postkarten-Sammlung, die in der Ausstellung und im vorliegenden Katalog (im doppelten Postkartenformat) zu sehen ist.
A Hole to See the Sky Through
In einem Begleitessay erklärt der Herausgeber und Sammler, der u.a. auch Schriftsteller ist, die Bedeutung seines Unterfanges, das er erstmals in Bristol der Öffentlichkeit präsentierte und schließlich dem British Museum übergab. Eines der vielen Exponate ist auch im Doppelpostkartenformat abgebildet. Aus Yoko Ono's "Hole to See the Sky Through" (1971) machte Dieter Roth "D.Rot's Asshole looking at Yoko Ono", eine direkte Replik aus dem Folgejahr der Erstpublikation. "A Work of Art in it's own right", heißt ein weiteres Kapitel der Erläuterungen zu den Künstlerpostkarten aus mehr als 60 Jahren. Postkarten waren wie eine eigene berechtigte Kunstform zu lesen und wer noch solche besitzt, kann sich glücklich schätzen. Natürlich spielen auch Body Politics eine wichtige Rolle. Zu jeder Kunstrichtung findet Jeremy Cooper passende Exponate und erklärt was die einzelnen, unzähligen Künstler damit bezweckten oder erreichen wollten. Denn es ging nicht immer nur um die Bewerbung einer Vernissage...
Staatliche Kunstsammlung Dresden (Hg.)
Postkartenkilometer
Künstlerkarten in Europa von 1960 bis heute
Sammlung Jeremy Cooper
Deutsch/englische Ausgabe
Hrsg. von den Staatlichen Kunstsammlungen
Dresden, Björn Egging
Mit einem Vorwort von Stephanie Buck und Björn Egging
und einem Text von Jeremy Cooper
128 Seiten, 187 farbige Abbildungen
Format: 16,5 x 23,5 cm, broschiert
ISBN 978-3-8296-0998-2 [DEUTSCH | ENGLISH]
Ladenpreis € 29.80, €(A)30.70, CHF 34.30t
Schirmer/Mosel Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2024-01-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.