Hemingway warf dem jüngeren Schriftsteller Fitzgerald vor, in seinem Werk zu viel über sich selbst zu sprechen und das noch dazu in einer ungehörigen Art und Weise. Der italienische Autor des vorliegenden biographischen Essays findet eine geradezu zärtlich umschmeichelnde Umschreibung seines Gegenstands, wenn er in seinem Titel von einer „farfalla“ spricht. Beim Lesen des Buches wird nämlich auffallen, das des öfteren von einem Schmetterling die Rede ist, wenn der Autor auf Fitzgerald zu sprechen kommt. Dieser schmückende Titel bezieht sich auf den italienischen Originaltitel „La morte della farfalla“, der 2006 bei Mondadori erschienen ist. Ob dem Schriftsteller, der so gar nicht stolz war und so schlecht von sich sprach und dennoch immer auf der Suche nach Anerkennung war das gefallen hätte?
Zelda beschreibt Citati jedenfalls als das genaue Gegenteil ihres Mannes, sie sei nachdenklich, aber nicht traurig, streng, fast männlich gewesen. Eines hatten jedoch beide gemeinsam, sie tranken ununterbrochen und erzählten wohl ebenso ununterbrochen von sich selbst. Und das schon bevor sie den Weg zu einander fanden! Eine „Königin der Schmetterlinge“ sei sie gewesen, eine Schauspielerin, die freudig den „Schaum oben von der Flasche“ trank und ob ihrer Selbstinszenierungen bald an sich selber zugrunde ging. Oder war es doch Fitzgeralds Schuld? Wollt er seine größte Konkurrenz, die stets an seiner Seite war, ausschalten, ruhig stellen, sediert haben? Die Antwort bleibt im Verborgenen, denn eine eindeutige Diagnose vermag auch der Biograph nicht zu geben.
Dass die im Juli 1919 verhängte Prohibition wohl dann beide gleichermaßen traf, vermag niemand besser auszudrücken als Fitzgerald selbst: „ Eine Große Tragödie und ich fühle, dass mir nur sehr wenig bleibt, wofür zu leben sich lohnt“. Auch für die Liebe nicht, für die er so schöne Worte fand, wie folgende: „ Ich glaube, dass man sein Maß an Liebe für einen Menschen an der Stille und Leere messen kann, die sich auf die Tage senken – nach der Abreise“. Zu nahe seien sie sich gekommen, schreibt Pietro Citati, und wer sich zu nahe kommt verbrenne zwangsläufig, so groß kann keine Liebe sein, dass das nicht unweigerlich passiere. Die Suche nach dem Glück sei das größte und vielleicht einzige Verbrechen, zu dem wir in unserem kleinen Elend fähig seien, schrieb Fitzgerald und sein Biograph fügt drammatisierend hinzu: „Er wusste noch nicht, wie groß ihrer beider Verbrechen war“. Pietro Citati schreibt einen nachdenklichen Essay, über die Fitzgeralds, über den vergänglichen Ruhm, über die vergängliche Liebe. Über den Kater, der auf die Ekstase folgt, so wie der Börsenkrach auf die sorg- und ruchlosen Tage davor, zu deren Inkarnation F. Scott Fitzgerald gleichsam wurde. Und wie Pietro Citati in seinem Titel vom Tod des Schmetterlings schreibt, so erfährt nun auch der Leser, was Hemingway meinte, wenn er diesen so nannte: „(...)schon lange war der Staub vom Flügel des Schmetterlings verschwunden, auch wenn der Flügel weiter geschlagen hat bis zum Tod des Schmetterlings“. Fitzgerald starb im Alter von nur 44 Jahren an einem Herzinfarkt. Er hinterließ 160 Kurzgeschichten und mehrere Romane.
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Schön und verdammt
Ein biographischer Essay über Zelda und F. Scott Fitzgerald
Aus dem Italienischen von Maja Pflug