„Am Anfang war ich nicht so dafür. Ja, geradezu dagegen. Fabienne brachte mich dazu, ja zu sagen.“
So beginnt der ich - erzählende Gemüsehändler Pierre seine Lebensgeschichte, die ihn, den einsamen Wolf, von einem auf den anderen Tag zu einem Anderen macht. Denn als Helene, die Frau, die er so geliebt hat, die aber nur seine Freundin sein wollte, stirbt, hinterlässt sie einen achtjährigen Sohn.
Ihr letzter Wille: Pierre soll sich um den kleinen Marcus kümmern und ihn groß ziehen. Nicht erst seit dem plötzlichen Tod seiner Mutter ist Marcus ein schüchterner und eher schweigsamer Junge, zu dem der Zugang schwierig scheint. Deshalb auch zögert Pierre zunächst, diese große Verantwortung zu übernehmen.
In ersten Teil dieses Romans, der von der ersten bis zu letzten Seite eine tiefe Menschlichkeit ausstrahlt, erzählt Pierre, wie sich die beiden trotz ihrer Unterschiedlichkeit zusammenraufen und aus ihnen bald so etwas wie ein gutes Team wird. Pierre ist immer sicherer, dass ihm mit Marcus etwas gelingen könnte, was sein eigener Vater in seiner Kindheit versäumt hat.
Doch dann geschieht etwas, was alles in Frage stellt, und Pierre erzählt den Rest des Buches aus einer Haftanstalt heraus. Warum ? Und was geschieht mit seiner Beziehung zu Marcus?
Das wird dem Leser dieses berührenden Buches erst langsam deutlich. Ein wunderbares Leseerlebnis, bei dem der Autor seinen Leser an ganz unerwarteten Stellen zum Lachen bringt. Ein Roman, der erzählt von Liebe und von der Verantwortung, die man für die hat, die man liebt.
Ein Buch, das lange im Leser nachhallt.
Pierre Chazal, So etwas wie Familie, Deuticke 2015 ISBN 978-3-552-06297-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-10-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.