Anne Chaplet hat eine neue Krimireihe gestartet, die sie in der wilden Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen spielen lässt, wo sie selbst seit vielen Jahrzehnten einen Teil ihres Lebens verbringt. Man spürt ihren Beschreibungen von Natur und Menschen ab, wie sehr sie dieses Land liebt und wie sie sich immer wieder mit ihm und seinen Bewohnern auseinandersetzt. Die sind nämlich in einer langen auf die Hugenotten zurückgehenden Tradition in ihrer Mehrheit rebellisch. Viele Aussteiger und Propheten leben dort und halten die alten Traditionen hoch. Nicht immer gleich verständlich und nachvollziehbar für Fremde, die sich dort niedergelassen haben. So wie die 42 – jährige, frisch verwitwete Tori Gordon, eine ehemalige Anwältin aus Deutschland, die sich dort niedergelassen hat und nach einer neuen Lebensaufgabe sucht.
Ihre Freundin Eva betreibt eine kleine Pension. Dort ist ein niederländischer Höhlenforscher abgestiegen. Nach wenigen Tagen schon ist er spurlos verschwunden und Eva ist nicht geneigt, viel zu einer Suche nach ihm beizutragen. Tori allerdings ist von der ersten Minute an beunruhigt, erst recht, nachdem der alte Didier Thibon, der ihr schon seit langem immer wieder von sagenhaften Schätzen und Schmugglerverstecken in den zahlreichen Höhlen der Umgebung erzählte, tot aufgefunden wird. Tori wird misstrauisch und macht sich in der Schluchten der wilden Landschaft auf die Suche und bringt sich dabei selber in Lebensgefahr.
Wie hängen die Aktivitäten des Holländers mit den Hugenotten zusammen, die in dieser Region einst Zuflucht fanden? Und was hat das alles mit der Geschichte des Dorfes zu tun? Das fragt sie sich, während sie selbst auf Rettung wartet.
Anne Chaplet verbindet, ähnlich wie das Martin Walker und Jean-Luc Bannalec mit ihren Krimireihen seit etlichen Jahren tun, spannende Kriminalfälle mit französischer Geschichte, hauptsächlich der dort noch weitgehend unbearbeiteten Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung. Bei Chaplet kommt in der neuen Reihe noch dazu, dass die spezielle, durch die rebellischen Hugenotten geprägte Eigenart der Menschen und Traditionen in den Cevennen beschrieben wird.
Ich war von der ersten Seite an in der Handlung drin, und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, bis ich zu einem sehr überraschenden Ende gelangt war.
Ich freue mich auf den hoffentlich zweiten Band der Reihe.
Anne Chaplet, In tiefen Schluchten. Ein Kriminalroman aus dem Süden Frankreichs, Kiepenheuer & Witsch 2017, ISBN 978-3-462-05042-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-08-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.