Zitat:
Er, unser Oberst, wusste womöglich, warum diese Leute schossen, und die Deutschen wusste es vielleicht ja auch, aber ich, nein wirklich, ich wusste es nicht. So tief ich auch in meinem Gedächtnis grub, ich hatte den Deutschen nie was getan. (S. 16)
Er, unser Oberst, wusste womöglich, warum diese Leute schossen, und die Deutschen wusste es vielleicht ja auch, aber ich, nein wirklich, ich wusste es nicht. So tief ich auch in meinem Gedächtnis grub, ich hatte den Deutschen nie was getan. (S. 16)
Aber er kommt da wieder heraus, seine Reisen führen ihn in eine französische Afrika-Kolonie, in die Vereinigten Staaten von Amerika und wieder zurück nach Frankreich, und überall ist es mit den Menschen dasselbe, auch wenn die äußeren Umstände differieren:
Zitat:
Die Reichen brauchen nicht selber töten, um was zum Fressen zu haben. Sie lassen die Leute für sich arbeiten, wie sie sagen. Sie tun selber nichts Böses, die Reichen. Sie zahlen. Man tut alles, ihnen zu Gefallen, und alle sind hochzufrieden. [...] Weiter ist das Leben seit Anbeginn nicht gekommen. (S. 435)
Und die Armen? Die haben ihre Armen-Erbärmlichkeiten, Armen-Krankheiten, Armen-Verbrechen, Armen-Träume und ihr kleines Armen-Glück, z.B. das nach 50 Jahren üppigsten Geizes endlich abgezahlte und schon wieder verfallende Reihenhaus und die frequenten Freuden der Kopulation, die Céline in seinem Buch zu schildern überaus liebt. Boshaft zynisch und derb ist er dabei immer, so dass es gar nicht verwundert, wenn Céline zu den Einflüssen eines Charles Bukowski gezählt wird. Die Reichen brauchen nicht selber töten, um was zum Fressen zu haben. Sie lassen die Leute für sich arbeiten, wie sie sagen. Sie tun selber nichts Böses, die Reichen. Sie zahlen. Man tut alles, ihnen zu Gefallen, und alle sind hochzufrieden. [...] Weiter ist das Leben seit Anbeginn nicht gekommen. (S. 435)
Der alte Protestantenknochen aus Lübeck, Thomas Mann, hat Célines Roman als "ein wildes Produkt" bezeichnet. Das ist er gewiss – und diese Wildheit treibt ihn oft ihn die flachen Wasser der Trivialität, um dann doch immer wieder und gerade rechtzeitig Wind zu bekommen. Lesen lässt sich das alles gut, man bleibt bis zum Ende dabei, nicht nur in dem Fall, dass man gerade an das Grippe-Bettlager gefesselt ist und sich ohnehin die Zeit totschlagen muss. Ist nur noch die Frage offen, wie das denn wäre, wenn die Armen plötzlich auch über materiellen Reichtum verfügten....
Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht. Reinbek bei Hamburg 2003.
[*] Diese Rezension schrieb: Arne-Wigand Baganz (2007-05-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.