130 Rezepte in hinreißenden bunten Bildern und schlicht-eleganter Gestaltung werden von den beiden „Maries“ in typisch sizilianischer Vielfalt präsentiert. Die Insel, die seit jeher von den verschiedensten Kulturen besiedelt wurde, verkörpert wie keine andere die Symbiose verschiedenster Küchen: griechische, römische, arabische, spanische und französische Spuren finden sich auch heute noch der Esskultur der Sizilianer und lassen jedes Mahl zu einem opulenten Fest der Sinne werden. La Cucina Siciliana ist mehr als nur würziger Käse, köstlichste Saucen zu Pasta aller Art, raffiniert-einfache Fischgerichte, Zicklein und Lamm – oder Kreationen der Gelaterie und Pasticcerie, la cucina siciliana, ist ein ganz besonderer Lebensstil, der sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lässt.
Maurizio Maurizi, der Fotograf, zeigt nicht nur die Speisen, sondern auch die Bewohner und die Städte der größten Insel Italiens im Mittelmeer. „Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele. Hier ist der Schlüssel zu allem“, soll schon Goethe auf seiner italienischen Reise im Jahre 1787 geschrieben haben und das hat sich sicherlich bis heute nicht verändert, denn wer Italien verstehen will, der muss nach Sizilien reisen und um dieses zu verstehen, auch seine Küche kosten! Wie sagen es die beiden Herausgeber in ihrer Einleitung so schön: „Wenngleich geographisch nur eine Insel, so ist Sizilien kulinarisch doch ein ganzer Kontinent“ und dieser muss erst einmal neu entdeckt werden.
Als Fahrplan durch die sizilianische Küche ist die vorliegende Küche jedenfalls mehr als geeignet, es beginnt mit den Sfiziarisi, den Antipasti und Snacks, bei denen nicht nur Minze oder Oliven eine große Rolle spielen, sondern auch die weltbekannten pikanten Peperoncini. Denn je heißer das Land, desto schärfer die Küche, sagt ein altes Sprichwort, und wer Peperoni mit Peperoncini verwechselt, dem wird es noch am nächsten Tag nicht nur auf der Zunge brennen. „Arancine di Riso“, die gefüllten Reistaschen, sind wohl das bekannteste Produkt der sizilianischen Küche und durchaus auch im Norden beheimatet, in vorliegendem Kochbuch findet sich aber auch eine Variante mit Sardellen, die einmal ausprobiert werden sollte. Der nächste Gang, eigentlich der erste, denn die sfiziarsi, sollen ja eigentlich nur den Appetit „reizen“ und keinesfalls satt, sondern eher neugierig machen, die Primi. Gemeinhin werden darunter Pasta, Reis und Suppen verstanden, aber auch Aufläufe können durchaus als primi serviert werden, etwa die Pasta `ncasciata, ein Auflauf mit Auberginen, Käse und Nudeln. Schon mal Timballo gegessen? Ja, genau, das ist eine Reis oder Pastatorte gefüllt mit den verschiedensten landestypischen Zutaten.
Doch nun zum Fleisch. Hase, Hühnchen oder Wurst? Die sizilanische Küche ist auch bei den secondi reich an Einfällen und Innovation. Carne sulle foglie di limone wird etwa auf Zitronenblättern serviert und ist eine magere Rinderhack wie für Tatar. Besonders lecker sind auch die „involtini“, bei uns als Fleischvögelchen verschrien, die sizilianische Variante (alla messinese, also auf Messina Art) wird um Pecorino und Provolone gewickelt und im Backofen kurz gegrillt. Weniger zur Nachahmung empfohlen sind vielleicht die Salsicce sul Coppo, die Würste auf glühenden Zigeln gegrillt. Die Coppi sind Terrakottaziegel, die natürlich vor dem Kochen sorgfältig gereinigt und abgebürstet werden und dann noch feucht ins Feuer gelegt mit Würstchen belegt werden. Dafür empfiehlt sich das Castrato alla brace für zuhause: die marinierten Hammelsteaks werden in Sizilien mit Zitronen und Minze mariniert und schmecken dadurch besonders leicht und bekömmlich.
Weitere Rezepte zu secondi finden sich im Fischteil, pesce, denn natürlich sind auf einer Insel, Fisch und Meeresfrüchte das Haupternährungsmittel und nirgendwo sonst sind die Fischgerichte so vielfältig wie in Sizilien. Dabei sprechen wir nicht nur von Sardellen (z.B.: „sarde a beccafico“) oder Stockfisch („stoccu a`missinisi“), sondern auch von Stör, Algen, Schwertfisch, Hornhecht, Makrelen, etc. Ganz wichtig ist noch das Kapitel „eingemacht und eingekocht“ und natürlich die „cose duci“, die süßen Sachen. Traditionelles mal anders präsentiert das Kapitel „rimescolando“ (etwa: neu zusammengemischt). Im Index kann man jedes Rezept nachschlagen und auch so manches Rezept für Gemüse, also die Beilagen finden. Ein Fest für alle Sinne, denn wer gut kocht, wird auch gut essen, versprochen!
Marie Cecile Ferré/Marie Teresa di Marco
La Cucina Siciliana. Ein Fest der Sinne. Mit Fotos von Maurizio Maurizi
September 2011
ISBN: 978-3-99011-041-6
224 Seiten
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-09-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.