Die Macher des weltweiten Festivalhits „Amer“ stecken auch hinter diesem orgiastischen Sinnesfeuerwerk, das mit hypnotischen Bildern, geilem Sound aus abstrusen Geräuschen und Klängen, surreale Aufnahmen in einem Jugendstilhaus ausgeschmückt mit Mucha-Bildern, vielen Gängen, doppelbödigen Wänden den Zuseher auf einen Dario Argento on LSD-Trip schickt, der durch das ständige Schlitzen und Schneiden alsbald zu einem Horrortrip wird. „Ein beängstigend schönes Paradies für Sinnesorgien“ meinte das Fantasy Filmfest nicht ganz zu Unrecht.
Der Yuppie Dan, der von einem Businesstrip in sein stylisches Brüsseler Jugendstilheim zurückkehrt, muss enerviert feststellen, dass seine Frau Edwige verschwunden ist, obwohl ihre gemeinsame Wohnung von innen versperrt ist. Da sie nicht zum Fenster rausgesprungen ist – das hätten ihm die Nachbarn schon erzählt – muss sie theoretisch also noch in der Wohnung sein. Aber die Suche nach gestaltet sich sehr schwierig, da der ehemalige Jugendstilpalast ursprünglich keine Wohnungseinheiten besaß und diese erst nachträglich eingebaut wurden. Dadurch verfügt das Haus über ein Labyrinth an Gängen und doppelten Wänden und auch im Dachboden tut sich einiges.
Dan erhält alsbald kryptische Hinweise und verwickelt sich selbst in seine sexuellen Obsessionen, aus denen bald veritable Albträume erwachsen. Die Handlung ist weniger wichtig wie das sinnliche Erleben und der Angriff auf sämtliche Sinne des Zuschauers. Durch die überwiegend starren Bilder werden Detailaufnahmen gründlich ersichtlich, die auf leeren Magen genossen durchaus apothekenpflichtig sind. Aber trotz der wenigen Kamerafahrten wird einem beim Betrachten dieses Horrorfilmes unglaublich schwindlig. Das Haus in dem der Film gedreht wurde ist allein schon ein farbenfrohes Fest der Sinne, hinzu kommt noch der unglaubliche Sound und das alptraumhafte Setting sowie die paranoiden Figuren und Schnitte. Das Psychogramm eines psychopathischen Mörders wurde wohl noch nie mit eindrücklicheren Bildern vermittelt.
Das Bonusmaterial besteht aus einem exklusiven Mediabook mit 20-seitigem Booklet und dem deutschen und französischen Original-Kinotrailer.
Hélène Cattet, Bruno Forzani
Der Tod weint rote Tränen
Originaltitel: The Strange Colour of Your Body’s Tears
Horrorfilm, Belgien/Frankreich/Luxemburg, 2015, 98min
Mit Klaus Tange, Birgit Yew, Hans de Munter u.a.
DVD | Koch Media Home Entertainment
EAN: 4020628884086
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-01-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.