Das hier vorliegende Set ist Teil der Serie Making-of eines Meisterwerks, die einen detaillierten Blick hinter die Kulissen filmischer Meilensteine wirft und ausschließlich im TASCHEN Verlag mit vielen EXTRAS erschienen ist. Uhrwerk Orange, nach dem Zukunftsroman von Anthony Burgess von Stanley Kubrick 1971 verfilmt, schrieb als einer der kontroversiellsten Filme der Filmgeschichte genau das: Filmgeschichte!
Das Gesetz der Straße
Die Verquickung von Gewalt mit der Musik von Ludwig van Beethoven galt als veritabler Skandal, konnte man doch ein Werk der Schönheit und Eleganz nicht mit dem primitiven Ausdruck der Emotionen der Unterschichten verbinden. Der Bandenführer „Alex“ treibt im London der Sechziger/Siebziger mit seinen „droogs“ sein Unwesen. Erst „betrinken“ sie sich in der durchgestylten Korova-Milchbar ausgerechnet mit Moloko (russisch für Milch), dann streunen sie aus, um Clochards zu verprügeln, Frauen zu vergewaltigen oder sich mit anderen Gangs um die Vorherrschaft im Viertel zu prügeln. Die Welt die Kubrick zeigt, ist eine dekadente, dem Untergang geweihte: die Innenstädte werden von Horden der Unterschichten bevölkert und sind dementsprechend verwahrlost. In den Vororten leben die wenigen Privilegierten, die sich dort vor der Realität zu verstecken suchen. Aber Alex sucht sie genau dort heim und unterwirft sie dem Gesetz der Straße, zu den Klängen von „Singin’ in the Rain“. Doch auch das Gesetz des Staates schlägt schließlich zurück.
Individuum vs. Gesellschaft
All right, Mum, have a nice day in the factory“. Während Alex’ Mutter sich in der Fabrik für ein besseres Leben ihres Sohnes abstrampelt, geht dieser seinen eigenen Geschäften nach. Die postfuturistische Gesellschaft, in der der Film spielt, ist allerdings auch protofaschistisch und so wird Alex nach seiner Verhaftung einem Erziehungsprogramm in der Ludovico-Klinik ausgesetzt, das ihn zu einem besseren Menschen machen soll. Aber wie es schon in der literarischen Vorlage von Anthony Burgess heißt: „Ist es besser für einen Menschen, sich für das Böse entschieden zu haben, als sich das Gute aufzwingen zu lassen?“ Die Gewalt, die die Gesellschaft dem Individuum antut, soll schlimmer sein, als die Gewalt, die das Individuum der Gesellschaft antut, so Kubrick? Oder ist Burgess ein Verteidiger des Gewaltmonopols des Staates? Wenn ja, wie kann die Gesellschaft vor solchen Individuen wie Alex geschützt werden? Vielleicht ist Umerziehung doch nicht so ganz die richtige Methode, denn jeder weiß, dass Alex sich ja nur verstellt, und bei dem Programm nur deswegen mitmacht, damit der schneller wieder in Freiheit ist.
Individuum vs. Gesellschaft
2001 ist unter dem Eindruck von Skinners Behaviorismus entstanden und Kubrick wollte der Ansicht, dass Menschen konditionierbar seien, widersprechen. Die Ästhetisierung von Gewalt und Frauenfeindlichkeit waren vielfache Vorwürfe der Kritiker an den Film und Kubrick. Die vorliegende Making Of-Publikation des TASCHEN Verlages bietet viele Filmstills, Setfotos, Drehbuchentwürfe und weiteres Exklusivmaterial aus Stanley Kubricks Archiv sowie Essays zur Entstehung des Films, Interviews mit Kubrick und eine illustrierte Biografie und Filmografie, das Original-Filmplakat sowie die DVD des neu gemasterten Films.
Alison Castle
Stanley Kubrick
Uhrwerk Orange. Buch & DVD
Buch und DVD, 96 Seiten, 30,7 x 30,7 cm, mit Filmposter, 52 x 78 cm
ISBN 978-3-8365-7958-2
Ausgabe: Deutsch
ISBN 978-3-8365-7960-5
TASCHEN VERLAG
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2019-11-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.