75 Gemälde der abendländischen Malerei untersucht die Autorin auf insgesamt mehr als 500 versteckte Symbole. In fünf Kapiteln wird bis ins 20. Jahrhundert hinein den geheimen und versteckten Botschaften dieser Gemälde nachgegangen, die in die Geschichte und auch ins kollektive Gedächtnis eingebrannt sind, denn viele der besprochenen Gemälde hat man schon irgendwo einmal gesehen, aber durch Sarah Carr-Gomm lernt man etwas dazu, was einem zuvor vielleicht nicht aufgefallen wäre. Im ersten Kapitel geht es um die Mythen und Sagen der Antike, die durch Gemälde der Renaissance repräsentiert werden. Darunter Botticelli, Raffael, Tizian, aber auch modernere wie Gemälde von David, Klimt oder Picasso. Ein „thematischer Leitfaden“ erklärt dann die Welt der Götter und Göttinnen, Nymphen und Satyren, aber auch die Torheiten und Verbrechen, wie die Nachwelt sie in den Mythen glaubte zu erkennen. Die anderen Kapitel gliedern sich in: Die Bibel und das Leben Christi; Heilige und ihre Wunder; Geschichte, Literatur und Kunst; Symbole und Allegorien.
„Der Raub der Sabinerinnen“ (18. Jahrhundert) von Jacques Louis David lenkt den Blick auf die Kinder, die zwischen den Fronten liegen, die Frauen, die ihre Brüste entblößen und so versuchen dem Kampf Einhalt zu gebieten. Denn so hinterhältig es war, die Nachbarn zu einem Fest einzuladen, um dann ihre Frauen zu stehlen, so friedensstiftend war letztendlich dieser Trick von Romulus und Remus, denn wer würde schon mit seinen Verwandten Krieg führen? Die Vernunft siegt also und so wachsen die beiden Städte zusammen und begründen den ersten Bund, der Rom später zu seiner Weltmachtstellung führen sollte. Ein anderes Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zeigt Hylas und die Nymphen von John William Waterhouse, der sogar in Rom geboren wurde und vielleicht deswegen viele antike Szenen für seine Malerei wählte. Der junge Hylas wurde auf der Suche nach Wasser von einer der Najaden hinuntergezogen und genau diesen Moment hält Waterhouse mit verklärtem Blicke fest. Es erinnert etwas an Klimt, die Szenerie ist idyllisch-traumhaft und doch stellt sie mit all den wunderschönen Seerosen und Nymphen den Untergang eines Helden dar, der einst mit Jason und Herkules gezogen war.
Sandra Botticelli, einer der Maler der Renaissance, der heute noch in den Uffizien in Florenz ausgestellt wird, hat mit sanftem Ton aber großer Leidenschaft Aglaia, Euphrosyne und Thalia, die drei Grazien gemalt und gleich mehrere Symbole darin versteckt. Die Autorin erklärt Amor, Blumen, Cadaceus, Flora, Früchte, Merkur, Myrte und Venus und Winde zu diesem Bild und wer genauer hinschaut, wird immer mehr Details entdecken. Die Myrte war etwa schon in der Antike der Venus geweiht und symbolisierte die ewige Liebe, anders als der Lorbeer, der für Kriegsruhm und andere Ehren stand. Besonders reich an Symboliken ist natürlich auch die christliche Malerei, der sich Sarah Carr-Gomm ebenso widmet wie der Geschichte, Literatur und Kunst aus 700 Jahren abendländischer Kunst und Kultur.
Sarah Carr-Gomm
Die geheime Sprache der Kunst
Die Bedeutung von Symbolen und Figuren in der abendländischen Malerei
Originaltitel: The secret Language of Art
Originalverlag: Duncan Baird
Gebundenes Buch, Pappband, 256 Seiten, 17,8x23,5
durchgehend farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-8094-3091-9
€ 14,99 [D] | € 14,99 [A] | CHF 21,90 * (* empf. VK-Preis)
Bassermann Verlag 2014
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-07-15)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.