Der vorliegende Roman mit Commissario Montalbano aus Vigata in Sizilien ist der nunmehr 19. ins Deutsche übersetzte einer Reihe, die ihr Schöpfer Andrea Camilleri, mittlerweile 92 Jahre alt, in Italien schon auf 24 Bände ausgeweitet hat.
Ich habe alle bisher erschienenen Bände vom ersten Band „Die Form des Wassers“ bis zum dem aktuellen vorliegenden in Italien zuerst 2011 erschienenen gelesen, und ich muss sagen, dass ich selten in einer Krimireihe (die meisten mit deutlich weniger Bänden) so wenig qualitative Unterschiede gesehen habe wie bei Camilleri.
Obwohl die Besetzung bis auf unwesentliche Veränderungen in seinem Ermittlerteam immer gleich bleibt, ist es jedes Mal ein Genuss zu lesen, wie Montalbano etwa seinen Vorgesetzten mit dessen eigenen Mitteln austrickst oder wie sein tolpatschiger Assistent Catarella jeden Namen verwechselt, der ihm unter die Nase kommt.
In den letzten Bänden spielt Camilleri immer wieder mit dem Thema Alter. Montalbanos Zwiegespräche mit seinem Alter Ego deren sich immer mehr um seine Vergesslichkeit und seine abnehmende Energie.
Doch dann zeigt sich der auf sie sechzig zugehende Commissario wieder wie im vorliegenden Band von seiner besten Seite, lässt sich von ermittlungstechnischen Sackgassen nicht entmutigen und stellt wieder einmal fest, dass seine Libido noch nicht erloschen ist.
Lange habe ich mich in den letzten Jahren gefragt, warum Montalbano immer noch jeden Abend mit seiner Freundin Livia telefoniert, obwohl er jedes Mal mit ihr in einen Streit gerät. Man spürt, dass Montalbano sie durch die Zeiten aufrichtig liebt. Und nach der Lektüre dieses Buches, in dem Camilleri viel Einblick gibt in Montalbanos Vergangenheit, auch seine Geschichte mit Livia, weiß man auch warum. Ich glaube jedenfalls mittlerweile nicht mehr daran, dass Camilleri an dem Beziehungsstand der beiden in den insgesamt fünf in Italien schon erschienenen, aber noch nicht ins Deutsche übersetzte Bände, etwas ändern wird, auf die sich alle Freunde dieses Commissarios, der nach wie vor gutes Essen und guten Wein goutiert, in den nächsten Jahren freuen können.
Andrea Camilleri, Die Spur des Lichts. Commissario Montalbano stellt sich der Vergangenheit, Lübbe 2017, ISBN 978-3-7857-2586-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-05-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.