Er geht langsam auf die sechzig zu, der sympathische Commissario Salvo Montalbano mit seiner hoffnungslos perspektivlosen Beziehung zu seiner Freundin Livia und seinen in den letzten Jahren immer stärker werdenden Problemen mit allerlei tatsächlichen, meist aber eingebildeten Alterserscheinungen.
Wieder will er, weil es seit Wochen überhaupt nichts zu tun gibt in Vigata, seine Livia in Bocasse besuchen, und wieder kommt ein Fall dazwischen. Zuerst gerät er unter Beschuss eines greisen Geschwisterpaares, die im religiösen Wahn auf alles schießen, was sich ihrem Haus nähert. Die beiden kommen in die Psychiatrie und die Polizei findet eine übel zugerichtete Gummipuppe. Das scheinen alles Petitessen zu sein, bis in einem anderen Viertel Vigatas eine zweite Gummipuppe mit identischen Blessuren aufgefunden wird.
Gleichzeitig gehen immer wieder anonymen Botschaften an Montalbano, auf denen jemand in schlechten Reimen ihn zu so etwas wie einem Spiel, einer Art Schnitzeljagd einlädt. Zunächst aus Neugier und Langeweile folgt Montalbano diesen Hinweisen, doch bald merkt er den Ernst der Sache. Er entdeckt die Zusammenhänge zwischen dem Poeten und den Gummipuppen und er kommt auf die Spur eines seit Jahren ungeklärten Falles, als ein Mädchen auf eine mysteriöse Art verschwand und dessen Leiche nie gefunden wurde.
Dieser in Italien schon 2010 erschienene, nunmehr sechzehnte Band der Reihe ist eines der spannendsten Montalbano Romane. Stellenweise hat er das Zeug zu einem Thriller und integriert doch all das, was man an Camilleri liebt: sein Interesse an Literatur und gutem Essen und natürlich immer wieder der unvermeidliche Cataralla.
Insgesamt acht unübersetzte Montalbano Romane warten noch auf das deutsche Publikum und Camilleri hört nicht auf zu schreiben. So wünscht man sich selbst alt zu werden, oder? Am 6.September 2015 wird er 90 Jahre alt.
Andrea Camilleri, Das Spiel des Poeten, Lübbe 2015, ISBN 978-3-7857-2535-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-06-02)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.