Wer an die leichten und dennoch hintersinnigen Bücher Camilleris über den Commissario Montalbano gewöhnt ist, der wird sich zunächst mit der Lektüre dieser beiden hier vorliegenden und im Original schon 1993 bzw. 1984 zum ersten Mal erschienen wahren Geschichten aus der Historie Siziliens etwas schwer tun.
Nach einiger Zeit jedoch ist man in der Geschichte drin und erfährt sehr viel Hintergründiges, was nicht nur die Montalbano-Romane, sondern auch viele anderen Romane Camilleris durchwebt. Es geht um das sizilianische Phänomen der „Absprache“, das der junge Camilleri schon früh am eigenen Leib erlebt hat, wie er in „Eine Sache der Ehre“ erzählt. Eine historische Darstellung, wie sich aus typischen Tauschgeschäften unter Ehrenmännern bald mafiaähnliche Strukturen herausbildeten, zu der auch die katholische Kirche ihren Beitrag leistete. Aus der genauen Untersuchung dieses Ablasshandels heraus erfindet Camilleri in der für ihn typischen Weise eine spannende Geschichte eines Mörders, der durch „Absprache“ in den Himmel kommt.
Die zweite Geschichte „Das vergessene Massaker“ erzählt von einen Massenmord an 114 Häftlingen im Jahr 1848.
Insbesondere die erste Geschichte ist dazu geeignet, mehr über die für uns oft unverständlichen Sitten und Kulturen in Sizilien zu erfahren.
Andrea Camilleri, Eine Sache der Ehre, Fischer Taschenbuch Verlag 2014, ISBN 978-3-596-19367-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-06-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.