Der neue, in Italien unter dem gleichen Titel schon 2009 veröffentlichte Roman von Andrea Camilleri fordert schon auf den ersten Seiten vom Leser eine gehörige Portion Konzentration. Denn dort werden die später erwachsenen Akteure des Buches in kurzen Szenen aus ihrer Kindheit vorgestellt. Szenen, die zeigen sollen, dass alle späteren Freunde als Kinder Dinge erlebten und Erfahrungen machen mussten, die sie für ihr späteres Leben in zum Teil traumatischer Weise geprägt haben.
Erwachsen geworden, haben es die sieben Freunde Matteo, Gianni, Guilia, Anna, Fabio, Andrea und Rena geschafft, die traumatischen Erfahrungen der Kindheit auf unterschiedliche Weise zu vergessen und zu verdrängen, nachdem sie ihnen noch in der gemeinsame Schulzeit, wie Camilleri meisterhaft beschreibt, viel Beschwer gemacht haben.
Doch das alles liegt hinter den sieben Protagonisten. Jeder hat auf unterschiedliche Weise den Schritt in die vermeintliche Freiheit von der üblen Vergangenheit geschafft. Ihr Leben verläuft in geordneten und geregelten Bahnen. So scheint es jedenfalls.
Denn als sie eines Tages ungeplant an einem Abend alle mit einander versammelt sind, taucht die Vergangenheit wieder auf, Verdrängtes schwillt an die Oberfläche des Bewusstseins. Was ihnen allen lange gelungen war zu verdrängen und zu vergessen ist auf einmal wieder da. Und die Folgen dessen, was sich da Bahn bricht, sind kaum zu ermessen…
Auf eine spannende und eindrückliche Weise schildert Camilleri, wie Kindheitstraumata, bleiben sie verdrängt, das Leben von Erwachsenen bestimmen können und wie sich nicht Bearbeitetes wiederholt. Ein Roman, der lange auf seinen Leser nachwirkt.
Andrea Camilleri, Ein Samstag unter Freunden, Kindler 2013, ISBN 978-3-463-40581-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-08-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.