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Maria Callas - The Eternal Maria Callas
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Callas, Maria:
The Eternal Maria Callas


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(Bücher frei Haus)

Als spezieller Bonus wird – das erste Mal auf DVD – „Casta Diva“ aus Bellinis Norma in einer Version eines Konzertes vom Neujahrsabend 1957 in Rom wiedergegeben. Maria Callas singt auf dieser DVD auch auf den Bühnen von Paris, Hamburg und London aus den Opern Bellinis, Bizets, Puccinis, Rossinis, Verdis und auch Massenets. Eine Dokumentation unter dem Menüpunkt „life“ beschäftigt sich mit ihrem Leben, das anhand von Clips, Fotos und Interviews mit Robert Sutherland, Franco Zeffirelli, Giuseppe di Stefano, Andre Anderson und Tony Locantro näher beleuchtet wird. Weiters ist Maria Callas im Menüpunkt „speaks“ in einem Interview der BBC von 1968 mit Lord Harewood zu sehen sowie mit Bernard Gavotny in einer Aufnahme für das französische Fernsehen aus dem Jahre 1965. Eine Galerie aus den EMI Archiven rundet diese glanzvolle Präsentation der größten aller Diven würdig ab.

Kindheit und Jugend

„Wer war die Frau Maria Callas?“, diese Frage wird eindringlich im „life“-Beitrag gestellt und darauf werden verschiedene Antworte gegeben. Als eher ungeliebtes Kind (ihre Mutter wollte nach der ersten Tochter unbedingt einen Sohn haben) wuchs die leicht fettleibige Maria in einem armen Arbeiterviertel in New York auf, wo ihr der Umgang mit anderen Kindern strengstens untersagt war. Die Familie zog später öfters um, bis sich die Eltern schließlich trennten und die Mutter mit ihren zwei Töchtern nach Athen zurückkehrte. Mit eiserner Willenskraft sollte es der Callas im Alter von 30 Jahren innert eines Jahres gelingen, 37 kg abzunehmen. Aus dem hässlichen Entlein wurde ein Schwan und diesem Schwanengesang wollte bald die ganze Welt zuhören, außer einem: Aristoteles „Ari“ Sokrates Homer Onassis. Er fragte sie eines Tages. „Why do you sing? I have plenty of money…“ Diese beiden Sätze drücken die ganze Ignoranz seines Gehabes aus, denn er hatte überhaupt keine Ahnung von den Bedürfnissen eines Künstlers, wie Robert Sutherland in vorliegender Doku bestürzt bemerkt.

Das Fiasko von Rom

„I am a born fighter, but not because I love the fight“, sagte die Callas selbst und sicherlich war sie ehrgeizig und eventuell sogar divenhaft mit Allüren, doch sie wollte eben weder sich selbst noch das Publikum enttäuschen und sagte manche Auftritte kurzerhand einfach ab. Es gebe nur die Pressefreiheit, aber keine persönliche Freiheit, monierte sie, wenn Journalisten ihr aufdringlich Mikrofone am Flughafen entgegenhielten, doch die Callas blieb stets charmant und höflich, und das obwohl sie Journalisten eigentlich gehasst habe, was wohl auf Gegenseitigkeit beruht haben dürfte, wie das sog. „Fiasko von Rom“ zeigt. Italien war zwar „das“ Land für die Callas, hier begann ihre Karriere in der Arena von Verona, über das Fenice in Venedig bis hin zur Scala in Mailand, um dann etwas später am Höhepunkt ihrer Karriere ausgerechnet in Rom zu scheitern. Sie musste im II. Akt der „Norma“, ihrer Paraderolle, abbrechen, da ihre Stimme versagte. Kurz darauf wurde sie jedoch in einem Nachtclub Champagner trinkend gesichtet und die Fans belagerten aufgebracht sogar ihr Hotel. Am nächsten Tag beim Presstermin wird sie als „frivol“ bezeichnet und ist doch so schön und charmant wie nie zuvor. „Rom“ nahmen ihr nicht nur ihre Fans, sondern auch vor allem ihre Kritiker lange Jahre noch übel, dabei zeigte es nur die Ernsthaftigkeit mit der sie arbeitete. Darüber spricht sie dann auch in den beiden Interviews mit Lord Harewood und Bernard Gavotny.

Über die Frauenrollen der Callas

Mit Bernard Gavotny spricht sie über ihre Frauenrollen, z.B. die „Anna Bolena“ von Gaetano Donizetti, die sie sublim, als Opfer und Heldin interpretiert habe. Die „Medea“ wiederum bezeichnet die Callas im Interview als schreckliche Person, aber Jason wäre wohl noch ein schlechterer Mensch gewesen. „Violetta“ aus der Traviata interpretiert sie auf der Bühne als müde, was die Kritiker ihr vorwarfen, nimmt sie kurzerhand als Kompliment. Die „Carmen“ von Merimeé (der Romanvorlage) sei anders als Bizets Carmen, sie musste sie nervös mit tiefer Stimme spielen, obwohl ihr das nicht behagte. Sie sieht Carmen ohnehin eher als Film, denn als Oper, die Frau eher als Mann, denn als Frau. „When music fails to agree tot he ear“, sagt die Callas im BBC-Interview, „in other words to seduce the ear and the heart and the senses, it has missed it`s point. That`s why I don`t agree with modern music.“

Sich seines Lebens würdig erweisen

Im Interview mit dem französischen Fernsehen zeigt sich Maria Callas ebenso charmant wie galant im Umgang mit der französischen Sprache. Die größte Kunst sei es, wenn man das Schwierigste mit der größten Einfachheit gibt, „sie ist und bleibt eine Perfektionistin“, ergänzt Zeffirelli, der sonst während des Interviews still neben Callas sitzt. „Man muss die Kraft haben und sich seines Lebens würdig erweisen“, sagt sie und man solle sich nicht hinter dem kleinen Finger verstecken, wie der Engländer sage. Eine Pflicht zu erfüllen sei demzufolge kein Opfer, auch wenn es mit sehr viel Einsamkeit verbunden sei, so konsequent zu sein, seine Ideale zu leben. „Ich bin sehr oft glücklich, vor allem wenn ich sehe, dass über all die Jahre hinweg mein Ziel verständlich wurde. Dass ich in der Musik ausdrücken kann und mithilfe von Noten die Wahrheit finde. Meine Pflicht ist es, mit Musik die Wahrheit wiederzugeben. Ich bin frei, weil ich keine Konzessionen mache.“

Keusche Diva stirbt Heldentod

Am Ende steht „Casta Diva“ (Bellini) in einer Performance, aus Rom 1957, in diesem Gebet heißt es unter anderem: Keusche Göttin im silbernen Glanze,/Thaue Segen auf die dir geweihte Pflanze!/Deines Anblicks lass uns erfreuen,/Wolkenfrei und schleierlos!/ Schleierlos, ja, schleierlos!/Lass nicht Zwietracht sich erneuen,/Träufle Balsam in die Wunden,/Bis den Frieden wir gefunden,/Der erkeimt aus deinem Schoss. (Casta diva, che inargenti/queste sacre antiche piante,/a noi volgi il bel sembiante/senza nube e senza vel/Tempra, o Diva,/tempra tu de’ cori ardenti/tempra ancora lo zelo audace,/spargi in terra quella pace/che regnar tu fai nel ciel.“) Robert Sutherland sagt an einer Stelle, dass, wer einen Herzinfarkt habe, in dem Moment für sein Leben kämpfen müsse, Maria Callas habe das nicht getan. Im Melodrama entfaltet sich die Protagonistin durch ein Opfer als Heldin. Callas starb an gebrochenem Herzen und aus verschmähter Liebe und da sie bis zum Schluss konsequent blieb, starb sie auch als Heldin in antiken griechischen Sinne des Wortes: jemand, der sich für die Liebe oder das Gemeinwohl opfert.

The Eternal Maria Callas
EMI Classics
DVD 146 min

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-02-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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