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Maria Callas - The Complete Studio Recordings 1949-1969
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Callas, Maria - The Complete Studio Recordings 1949-1969 bestellen
Callas, Maria:
The Complete Studio
Recordings 1949-1969

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(Bücher frei Haus)

Tatsächlich alle Studio-Aufnahmen, die die „Divina“ in den Jahren von 1949-1969 gemacht hat befinden sich auf dieser Sammlung des Hauses EMI, darunter 26 Operngesamtaufnahmen, die teilweise auf zwei CDs aufgeteilt wurden, vier davon als Zweitaufnahmen in Stereo, sowie sämtliche Recitals (französische Bezeichnung für einen begleiteten Sologesang oder solistischen Instrumentalvortrag und/oder Konzertveranstaltung eines Instrumentalsolisten, eines Virtuosen), die während der genannten 20 Jahre entstanden. Alle Titel wurden in den Abbey Road Studios digital remastered, „Isoldes Liebestod“ zum Beispiel extra für diese Box zum 30. Todestag (2007) neu remastered. Das Booklet mit Inhaltsangabe und eine Bonus CD mit allen Libretti zum Mitlesen in vier Sprachen und 20 Bühnenfotos der Diva ergänzen diese üppige Hommage an die Diva. Am Anfang stehen drei Arien, die im November 1949, also vor 60 (!) Jahren für die italienische Firma Fonit-Cetra entstanden und die damals noch als 78er-Platten erschienen waren, bevor man auf Band aufzunehmen begann und die LP entstand. EMI nahm Maria Callas am 29. Juli 1952 unter Vertrag, die erste Oper, die sie für EMI aufnahm, wurde dann die „Lucia di Lammermoor“, 1953 in Florenz eingespielt. 1953 wurde „I puritani“ (Bellini) im Teatro alla Scala in Mailand aufgenommen, es folgte die Tosca mit dem Dirigenten Victor de Sabata, die heute noch als eine der besten Schallplattenaufnahmen aller Zeiten gilt. (Tony Locantro) Mehr als 16 Opern nahm Maria Callas an der Scala auf, worauf auch auf der Box mit dem Sigel der Scala ausdrücklich hingewiesen wird, schließlich bürgt der Name quasi seit der Erfindung der Oper für Erfolg. Auf der CD „Rarities“ sind Aufnahmen aus dem Jahre 1960 mit dem Dirigenten Antonio Tonini zu hören, die aus London stammen. Die letzten Aufnahmesitzungen der folgenden Jahre wurden dann ausschließlich in Paris in der historischen „Salle Wagram“ gemacht. Weitere EMI Veröffentlichungen unter www.callas30.com

Der Musik verpflichtet

Wer die „Divina“ als 108 kg schwere Vestalin in Spontinis gleichnamiger Oper gesehen hat, wundert sich dennoch, wie sie mit einem 800 (!) g Steak im Bauch noch singen konnte, so steht es zumindest in den Lebenserinnerungen ihres Mannes, Battista Meneghini, der es auch miterleben durfte, wie seine Frau, „Maria Cecilia Sophia Anna Kalogeropoulous“, im Alter von 29 Jahren 40 kg abspeckte und so - ab dem Alter von 30 - mit ihren nunmehrigen Idealmaßen (59 Taille) zur schönsten Operndiva aller Zeiten avancierte. Eine Drüsendysfunktion war der Grund für ihr Übergewicht, nicht etwa ihr Hunger auf Steaks, erklärt etwa Bruno Tosi, der Vorsitzende der „Associazione Maria Callas“. Mit dreißig Jahren gelang es ihr endlich, wovon sie so lange geträumt hatte, nämlich auszusehen, wie die Hepburn. Gerüchten zufolge soll ihr das aber nicht mit Hilfe einer Diät, sondern durch das mit einem Glas Champagner hinuntergeschluckte Einführen eines Bandwurms gelungen sein. (Tatsächlich beherbergte die Callas mal einen solchen, aber den hatte sie sich unabsichtlich durch ihren großen Fleischverzehr einverleibt.) Je größer der Ruhm, desto mehr Gerüchte werden natürlich gestreut, die ihrerseits wiederum nur auf Halbwahrheiten beruhen. „Zuallererst sind wir der Musik verpflichtet“, soll die „Grande Vociaccia“ Maria Callas gesagt haben und damit wohl auch ihr persönliches tragisches Schicksal vorweggenommen haben, denn die Welt lag ihr zu Füßen, doch der Mann, den sie liebte, heiratete eine andere, eine jüngere.

Verschmähte Liebe

Am Höhepunkt ihres Erfolges gönnte sich die Callas dann endlich etwas fürs Herz und musste bitter dafür zahlen: Onassis, der einzige Mann, der sie auch körperlich befriedigen konnte (Zitat) hatte sie wie eine Zitrone ausgepresst und nur an der Nase herumgeführt. Durch sie
erreichte der dubiose Geschäftsmann die Carte blanche für den Eintritt in die High Society und der führte ihn dann schnurstracks zu Jackie O. Je mehr also die Künstlerin Callas Erfolg hatte, desto mehr litt die Frau in der Maria Callas. Die wohl „tragischste Liebesgeschichte der
Zeit“ (Tony Palmer) machte die „Frau“ Maria vielleicht ebenso berühmt wie die „Künstlerin Callas“. Ihre Geschichte lässt sich erzählen, wie ein Märchen, denn aus dem pummeligen Aschenputtel, der fast fettleibigen untalentierten Gesangsschülerin der Elvira de Hidalgo,
die nicht nur als Kind Eiscreme liebte, gerne ins Kino ging, um Westernfilme zu sehen und diese laut zu kommentieren, wurde bald eine „Grande Dame“, eine Dame von Welt.

Der Tod ist besser als ein Leben ohne Liebe

Am Ende steht ihr Herzversagen mit 53 Jahren, sie sei so schön gewesen wie nie zuvor, mit ihrem Zopf und einem bläulichen Schimmer im Gesicht. „Ogni giorno è per fortuna un giorno meno“, soll sie vor ihrem Tod mehrmals gesagt haben. Ein Leben ohne Liebe ist eben kein
Leben, auch nicht für die wohl größte Opernsängerin der Welt. Der Vater, die Sicherheit, die sie stets in ihren Ehemännern und vor allem Onassis gesucht hatte, halfen ihr nicht, am Ende starb sie allein, in größter Einsamkeit und tablettensüchtig. Wie singt sie so schön in „O Mio
Babbino Caro“ von Gianni Schicchi: O mio babbino caro,/mi piace è bello, bello;/vo'andare in Porta Rossa/a comperar l'anello!/Sì, sì, ci voglio andare!/e se l'amassi indarno,/andrei sul/ Ponte Vecchio,/ma per buttarmi in Arno!/Mi struggo e mi tormento!/O Dio, vorrei morir!“

Schwache Frau in starken Rollen

„She is strong and ferocious. Frantic. She roars like a lion, but she is not.“, so beschreibt Maria Callas die Rolle der „Norma“, die ihr so gerne auf den Leib geschrieben wurde, nicht zuletzt deswegen, weil sie sie in ihrem Leben mehr als 90 Mal gesungen hatte. In der
berühmtesten „Arie“ aus Vincenzo Bellinis Meisterwerk, „casta diva“ heißt es „Cadrà; punirlo io posso. (Ma, punirlo, il cor non sa. Ah! bello a me ritorna. Del fido amor primiero; E contro il mondo intiero. Difesa a te sarò.)” (Er wird fallen. Bestrafen kann
ich ihn. Aber das Herz kann es nicht. Zu mir kommt sie zurück. Meine erste Liebe. Und gegen die ganze Welt werde ich sie verteidigen). Aber war das wirklich die Callas? War die Norma die Callas? War sieein Löwe mit einem weichen Herz, der nur dann brüllte, um nicht verletzt zu werden? Sei`s drum, auf den hier vorliegenden 70 CDs singt sie die Norma ebenso innig wie die Lucia di Lammermoor, die Sonnambula, genauso wie die Aida oder die Traviata genauso überzeugend wie die Tosca, die Medea oder gar Madame Butterfly und La Gioconda und das alles in 1 A Studioqualität. Ein würdiger Querschnitt durch das Lebenswerk dieser bemerkenswerten und außergewöhnlichen Künstlerin, die ihre Rollen nicht nur spielte, sondern viele davon auch wirklich erlebte.
Die Norma, die Tosca, die Traviata: Maria Callas verkörperte sie alle Der Callas wurden gerne ihre Rollen zugeschrieben, darunter vor allem die „Norma“. „She is strong and ferocious. Frantic. She roars like a lion, but she is not.“, so beschreibt Maria Callas die Rolle der „Norma“, die ihr so gerne auf den Leib geschrieben wurde, nicht zuletzt deswegen, weil sie sie in ihrem Leben mehr als 90 Mal gesungen hatte. In der berühmtesten „Arie“ aus Vincenzo Bellinis Meisterwerk, „casta diva“ heißt es „Cadrà; punirlo io posso. (Ma, punirlo, il cor non sa. Ah! bello a me ritorna. Del fido amor primiero; In your first true love ; E contro il mondo intiero. Difesa a te sarò.)” (Er wird fallen. Bestrafen kann ich ihn. (Aber das Herz kann es nicht. Zu mir kommt sie zurück. Meine erste Liebe. Und gegen die ganze Welt werde ich sie verteidigen).Aber war das wirklich die Callas? War sie ein Löwe mit einem weichen Herz, der nur dann brüllte, um nicht verletzt zu werden?
Aber auch die „Tosca“, die ihren Scarpia leider nicht ermordete, sondern klaglos unter ihm litt, ihn (Onassis) selbst nach der Trennung im Krankenhaus besuchte und darbte, wenn er sie von seiner Hochzeitsreise mit Jackie morgens zum Frühstück anrief. Die wohl „tragischste Liebesgeschichte der Zeit“(Tony Palmer) machte die „Frau Maria“ vielleicht ebenso berühmt wie die „Künstlerin Callas“. „Mi regge mi lascio guidar“ singt sie in der „Norma“ und sie war Onassis tatsächlich mehr als hörig, wie auch ihre Einsamkeit und scheinbar sinnlosen Tätigkeiten (sie übernahm eine Filmrolle für Pasolini oder führte bei einer Oper selbst Regie) nach der Trennung von ihm belegen.

Die Tränen, die man weint…
Sie war das letzte Märchen, die letzte Wirklichkeit, denen ein Zuhörer hofft, teilhaftig zu werden…”, schreibt die Bachmann in ihrer Hommage an Maria Callas. Keine andere habe so „auf der Rasierklinge gelebt“ und sei so großartig gescheitert wie sie. „(...) Sie ist groß im Hass, in der Liebe, in der Zartheit, in der Brutalität, sie ist groß in jedem Ausdruck, und wenn sie ihn verfehlt, (...) ist sie noch immer gescheitert, aber nie klein gewesen.“ Die Callas sei wahrhaftig die einzige Person, die „rechtmäßig die Bühne in diesen Jahrzehnten betreten hat“ und dabei habe sie nie nur eine Rolle gespielt, sie wäre immer die Kunst gewesen, „(...) die Ärmste, die Heimgesuchteste, die Traviata“. Die Tränen, die man weint, wenn man Callas hört - das weiß auch die Bachmann – denen braucht man sich nicht zu schämen. Auf den vorliegenden 70 CDs, den Complete Studio Recordings (1949-1969) aus dem Hause EMI hat man jedenfalls ausreichend Gelegenheit dazu.

The Complete Studio Recordings 1949-1969
70 CDs plus Booklet und Bonus CD mit allen Libretti und 20 Bühnenfotos der Diva
EMI 2011

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-02-15)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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