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Maria Callas - Callas. La Divina - La Musica
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Callas, Maria:
Callas. La Divina - La
Musica

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(Bücher frei Haus)

„La Divina“ war nicht nur schön, sondern hat auch eine wunderschöne Stimme und beidem wird in dieser außergewöhnlichen Earbook-Publikation gehuldigt. 90 S/W-Fotos zeigen die „Göttliche“ Callas nicht nur am Strand im Badeanzug mit ihrem Ehemann flirtend, sondern auch als zornige Medea, die nicht nur Jason verflucht, sondern auch Onassis, ihren späteren Liebhaber. Auf vier CDs wird zusätzlich die Stimme der Callas präsentiert, darunter die meisten Aufnahmen aus ihrer Glanzzeit in den Fünfzigern.

Wer sie als 108 kg schwere Vestalin in Spontinis gleichnamiger Oper gesehen hatte, wunderte sich dennoch, wie sie mit einem 800 (!) g Steak im Bauch noch singen konnte, so steht es zumindest in den Lebenserinnerungen ihres Mannes, Battista Meneghini, der es auch miterleben durfte, wie seine Frau, „Maria Cecilia Sophia Anna Kalogeropoulous“, im Alter von 29 Jahren 40 kg abspeckte und damit ab 30 mit ihren nunmehrigen Idealmaßen (59 Taille) zur schönsten Operndiva aller Zeiten avancierte. Eine Drüsendysfunktion war der Grund für ihr Übergewicht, nicht etwa ihr Hunger auf Steaks, schrieb Bruno Tosi, aber mit dreißig Jahren gelang es ihr dennoch, wovon sie so lange geträumt hatte, nämlich auszusehen wie die Hepburn. Gerüchten zufolge soll ihr das aber nicht mit Hilfe einer Diät, sondern durch das mit einem Glas Champagner hinuntergeschluckte Einführen eines Bandwurms gelungen sein. (Tatsächlich beherbergte die Callas mal einen solchen, aber den hatte sie sich unabsichtlich durch ihren großen Fleischverzehr einverleibt.)

Am Höhepunkt ihres Erfolges gönnt sich die Callas dann endlich etwas fürs Herz und muss
bitter dafür zahlen: Onassis, der einzige Mann, der sie auch körperlich befriedigen konnte
(Zitat) hatte sie wie eine Zitrone ausgepresst und nur an der Nase herumgeführt. Durch sie
erreichte der dubiose Geschäftsmann die Carte blanche für den Eintritt in die High Society
und der führte ihn dann schnurstracks zu Jackie O. Je mehr also die Künstlerin Callas Erfolg
hatte, desto mehr litt die Frau in der Maria Callas. Die wohl „tragischste Liebesgeschichte der
Zeit“ (Tony Palmer) machte die „Frau Maria“ vielleicht ebenso berühmt wie die „Künstlerin
Callas“. Ihre Geschichte lässt sich erzählen, wie ein Märchen, denn aus dem pummeligen
Aschenputtel, der fast fettleibigen untalentierten Gesangsschülerin der Elvira de Hidalgo,
die nicht nur als Kind Eiscreme liebte, gerne ins Kino ging, um Westernfilme zu sehen und
diese laut zu kommentieren, wurde bald eine „Grande Dame“, eine Dame der Welt. Diese
wundersame Geschichte erzählt auch der vorliegende Fotoband aus dem Hause Earbooks und
man sieht die „Grande Vociaccia“ nicht nur in ihren Paraderollen, sondern auch ganz privat
und in allen Dekaden ihres leider zu kurzen Lebens.

„Zuallererst sind wir der Musik verpflichtet“, soll die Callas gesagt haben und damit wohl
auch ihr persönliches tragisches Schicksal vorweggenommen haben, denn die Welt lag ihr zu
Füßen, doch der Mann, den sie liebte, heiratete eine andere, eine jüngere… Auf der Bühne sei
sie so gut wie blind gewesen, sie bewegte sich wie in Trance in einem Traumland, erzählte
Franco Zeffirelli, der Regisseur in einem Interview. „I am a born fighter, but not because I
love the fight“, sagte die Callas selbst und sicherlich war sie ehrgeizig und eventuell sogar
divenhaft mit Allüren, doch sie wollte eben weder sich selbst noch das Publikum enttäuschen
und sagte manche Auftritte kurzerhand einfach ab. Es gebe nur die Pressefreiheit, aber keine
persönliche Freiheit, monierte sie, wenn Journalisten ihr aufdringlich Mikrofone am
Flughafen entgegenhielten, doch eines muss auch hier gesagt werden, die Callas blieb stets
charmant und höflich, und das obwohl sie Journalisten eigentlich gehasst habe.

Am Ende steht ihr Herzversagen mit 53 Jahren, sie sei so schön gewesen wie nie zuvor, mit
ihrem Zopf und einem bläulichen Schimmer im Gesicht. „Ogni giorno è per fortuna un giorno
meno“, soll sie vor ihrem Tod mehrmals gesagt haben. Ein Leben ohne Liebe ist eben kein
Leben, auch nicht für die wohl größte Opernsängerin der Welt. Der Vater, die Sicherheit, die
sie stets in ihren Ehemännern und vor allem Onassis gesucht hatte, halfen ihr nicht, am Ende
starb sie allein, in größter Einsamkeit und tablettensüchtig. Wie singt sie so schön in „O Mio
Babbino Caro“ von Gianni Schicchi: O mio babbino caro,/mi piace è bello, bello;/vo'andare in
Porta Rossa/a comperar l'anello!/Sì, sì, ci voglio andare!/e se l'amassi indarno,/andrei sul/
Ponte Vecchio,/ma per buttarmi in Arno!/Mi struggo e mi tormento!/O Dio, vorrei morir!“
„She is strong and ferocious. Frantic. She roars like a lion, but she is not.“, so beschreibt
Maria Callas die Rolle der „Norma“, die ihr so gerne auf den Leib geschrieben wurde, nicht
zuletzt deswegen, weil sie sie in ihrem Leben mehr als 90 Mal gesungen hatte. In der
berühmtesten „Arie“ aus Vincenzo Bellinis Meisterwerk, „casta diva“ heißt es „Cadrà; punirlo

io posso. (Ma, punirlo, il cor non sa. Ah! bello a me ritorna. Del fido amor primiero; In your
first true love ; E contro il mondo intiero. Difesa a te sarò.)” (Er wird fallen. Bestrafen kann
ich ihn. (Aber das Herz kann es nicht. Zu mir kommt sie zurück. Meine erste Liebe. Und
gegen die ganze Welt werde ich sie verteidigen). Aber war das wirklich die Callas? War sie
ein Löwe mit einem weichen Herz, der nur dann brüllte, um nicht verletzt zu werden? Sei`s
drum, auf den hier vorliegenden vier CDs singt sie die Norma ebenso innig wie die Lucia di
Lammermoor, die Sonnambula, genauso wie die Aida oder die Traviata genauso übereuzgend
wie die Tosca, die Medea oder gar Madame Butterfly und La Gioconda. Ein würdiger
Querschnitt durch das Lebenswerk dieser bemerkenswerten und außergewöhnlichen
Künstlerin, die ihre Rollen nicht nur spielte, sondern viele davon auch wirklich erlebte. Die
Fotos sind zudem mit einigen Zitaten aus ihren verschiedenen Rollen angereichert und tragen
so dazu bei, dass ein lebendiges Bild der Ausnahmekünstlerin des 20. Jahrhunderts entsteht.

Maria Callas

CALLAS
La Divina - La Musica

www.earbooks.net
ISBN: 9783-940004369
120 Seiten
90 Fotos
4 CDs

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-08-30)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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