Genauso wie alle Kinder überall auf der Welt hat auch der kleine Inuit, der im Eis und im Schnee des Polarkreises lebt, eine ganze Menge Fragen an die Welt. Wird er einmal ein großer Jäger werden, wie die erwachsenen Männer? Und was liegt da eigentlich am anderen Ufer des großen Sees? Und so wie für die meisten Kinder auf der Welt lautet die monotone Antwort auf seine Fragen, er müsse erst einmal warten und größer werden.
Doch der kleine Inuit will nicht warten und fragt den Hasen, weil der so große Ohren hat, den Fuchs, wegen dessen Spürsinns und die Schneeeule wegen ihrer gute Augen. Und das große Walross, weil es schon so viel erlebt hat. Alle müssen passen und verweisen auf das nächste Tier. So auch das Walross auf den Wal, weil der in den Herzen lesen kann.
Der Wal sagt: „Es stimmt, ich kann in den Herzen lesen, und in deinem lese ich, dass du mutig bist. Ich kann dir aber nicht sagen, was am anderen Ufer des großen eisigen Sees ist. Auch nicht, ob du ein großer Jäger wirst. Hör zu: Genau in der Mitte des Sees ist eine kleine Insel. Dort wohnt der, der uns alle kennt. Dich kennt er auch, das steht fest. Wenn einer deine Fragen beantworten kann, dann er. Wenn du willst, kann ich dich dorthin bringen.“
Am Ende der Reise trifft der kleine Inuit auf den weisen Elch, eine Figur aus der reichen Mythologie der Inuitkultur, und der zeigt ihm, dass es nicht nur eine einzige Zukunft gibt:
„Die Schatten von morgen hinterlassen keine Spuren im Schnee. Du bestimmst den Weg. Du gehst, wohin du willst. Du kannst werden, was du willst.“
Ein fast philosophisches Bilderbuch darüber, dass das Leben immer mehrere Möglichkeiten bereithält.
Davide Cali, Kleiner Inuit und der weise Elch, Atlantis 2013, ISBN 978-3-7152-0669-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-01-03)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.