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Rezensionen


 
Rumena Bužarovska - Mein Mann. Stories
Buchinformation

Die nordmazedonische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Übersetzerin Rumena Bužarovska schlüpft in ihrem Erzählband gleich in elf verschiedene Frauenrollen. Alle erzählen von ihrem Ehemann und nehmen sich dabei kein Blatt vor den Mund. So wird man Zeuge von (dys)funktionalen Beziehungen, aber alles ist so kurios erzählt, dass es trotzdem viel zu lachen gibt.

Ehemänner, Eheversprechen, Ehebrecher

Der erste Mann ist ein selbsterklärter Dichter, der zumindest ein "Dichtergesicht" hat, wie ihm seine Ehefrau bereitwillig bescheinigt. Wenn er sie vor dem Einschlafen "Orchidee" nennt und sie auffordert sich zu öffnen, dann tut sie es ganz ohne Widerwillen, denn wer könnte schon einen Dichter verschmähen? Ein anderer Mann ein paar Seiten weiter ist ein Ehebrecher, dem seine Frau auf die Schliche kommt. Aber da es ihr an Beweisen mangelt, muss sie ihm hinterherspionieren und seine Sachen durchwühlen. Denn ihre Vermutungen werden von ihm immer wieder mit den Worten "Du bist krank!" in das Reich des Wahnsinns verwiesen. Aber sie will es sich nicht gefallen lassen, für verrückt erklärt zu werden und macht sie weiter auf die Suche. Selbst das Duschen scheint ihr verdächtig, denn so lange hatte er sich früher nie geduscht. Auch ihrer Freundin erzählt sie davon, die aus dem Kaffeesudlesen auch nicht schlauer wird. Den besten Rat gibt ihr ihre Mutter: "Sie (die Rivalin) muss weg." Nicht der betrügende Ehemann ist das Übel, sondern die vermeintliche Rivalin, meint sie. Aber dann hat die Betrogene einen untrüglichen Plan, wie sie ihrem Widersacher, dem Ehemann, das Handwerk legt und dieser führt geradewegs in einen Kofferraum. In der Geschichte "Gene" geht es eher um den bösartigen Sohn, aber auch dieser gerät nach dem Vater, denn es sind seine Gene und nicht die der Erzählerin, die den Sohn zum Monstrum machen. Nur blöd, dass die Schwägerin auch so ist wie ihr Sohn. "Alle schlechten Dinge kommen immer auf einmal", das wusste schon ihre Großmutter. Ein anderer Mann von dem seine Ehefrau erzählt ist Gynäkologe und versucht sich als Maler, aber seine Bilder zeigen nur das, was er am besten kennt. Sie lernten sich im Gynäkologenstuhl kennen, als er ihr das Spekulum einführte. Seither waren sie zusammen, aber nun ist er nur mehr ihr Gynäkologe.

Männer ohne Nerven

Rumena Bužarovskas Kurzgeschichten sind zum Schreien komisch und zeigen wie absurd und komisch das Leben oft sein kann. Das sind Geschichten, die uns alle betroffen, da jeder schon einmal eifersüchtig war und/oder betrogen wurde. Oder wie es in "Empty Nest" sich zuträgt, dass eine Mutter Depressionen bekommt, weil ihre Kinder ausgezogen sind, obwohl sie sich das zuvor schon so oft (heimlich) gewünscht hatte. In einer anderen Geschichte beklagt sich die Ehefrau, dass sie immer oben sitzen muss, um "die ganze Arbeit zu machen", obwohl ihr Mann doch der Botschafter sei. In einer weiteren Geschichte stirbt die Tochter eines Ehepaares durch einen Unfall. Die Mutter ist nicht ganz unbeteiligt daran, aber ihr Mann darf nichts wissen. So kommt es, dass er immer netter zu ihr wird und ihr wieder erlaubt ihre Mutter zu sehen. Aber darauf hat sie nun keine Lust mehr, obwohl sie es war, die ihr beibrachte die Turlitava, die ihr Mann so schätzt, so gut zuzubereiten. "Bu wirst daran sterben, dass es dich kaputtmacht", warnt sie eine Freundin, "Geheimnisse können dich von innen her auffressen." In der letzten Geschichte, 8. März, dem internationalen Frauentag, ist mal die Frau die Ehebrecherin, aber ihr Erlebnis ist so abtörnend, dass sie es wohl nie wieder tun wird. Auch diese Geschichte ist voll tragikomischem Humor, wie auch die zuvor erzählten. Rumena Bužarovska legt schonungslos die verstecktesten Gedanken harmlos wirkender Frauen auf, die es vielleicht so nie gegeben hat, aber bestimmt irgendwo existieren. Sie gibt diesen Frauen eine Sprache. Ernste Dinge mit so viel Salz und Würze zu erzählen ist ein Geschick, das niemals zuvor so gut gelungen ist, wie bei Rumena Bužarovska. Rumena Bužarovska lehrt amerikanische Literatur an der Staatsuniversität Skopje und setzt sich u.a. auch für eine offene, diverse Gesellschaft in Nordmazedonien ein. Auch ihre Kurzeschichten sind dazu ein großer Beitrag.

Rumena Bužarovska
Mein Mann. Stories
Aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer
2022, Broschur, 168 Seiten
ISBN: 978-3-518-47253-8
suhrkamp taschenbuch 525
Suhrkamp Verlag
12€

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-11-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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