Gunther Buskies - Monarchie und Alltag. Ein Fehlfarben-Songcomic
Buchinformation
"Ernstfall es ist schon längst so weit/Ernstfall Normalzustand seit langer Zeit" heißt es in "Apokalypse", einem Song des Albums "Monarchie und Alltag" der Düsseldorfer Band Fehlfarben. 1980 erschienen markierte es eine Zeitenwende. Der Punk war in Deutschland und mit dem Album eine der wohl pointiertesten Beschreibungen der damaligen BRD-Gegenwart.
Songcomics - Comics aus Alben
"Das beste Buch des Jahres ist eine Schallplatte", schrieb damals Peter Glaser über das Debüt der Fehlfarben geschrieben. Der Ventil Verlag hat aus dem stilprägenden Album tatsächlich ein Buch gemacht und elf Comiczeichner:innen und Illustrator:innen gebeten, je einen Song in ihre ganz eigenen Bilder umzuwandeln. Die Bandmitglieder Peter Hein und Thomas Schwebel haben Liner Notes beigesteuert, aber auch die Zeichner:innen schrieben jeweils einen kurzen Text vor ihren Comicbeitragä. Herausgekommen ist dabei eine lesenswerte Illustration zu einem Album mit den wohl besten deutschen Texten, die jemals als Musik vertont wurden. Und wie man etwa an dem oben zitierten Song "Apokalypse" sehen kann, auch 42 Jahre später nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. "Schneid dir die Haare bevor du verpennst", singt Peter Hein in "Gottseidank nicht in England" und Minor Zaribaf, die damals zehn Jahre alt war, zeichnet dazu einen Teil ihrer eigenen Biografie in Rot/Schwarz, denn auch sie wurde damals Punk. "Und wenn die Wirklichkeit dich überholt/hast du keine Freunde, nicht mal Alkohol/Du stehst in der Fremde, deine Welt stürzt ein/Das ist das Ende, du bleibst allein." Zeilen, die ein Lebensgefühl beschreiben, die Achtziger, als die Zukunft der Welt auf des Messers Schneide stand und der Atomkrieg täglich an der eigenen Haustüre klingelte. Auch heute ist es wieder so weit, dass die Welt untergeht, und was passt da besser als "Monarchie und Alltag" auf ganz laut zu drehen und sich in diesem Comic in die Texte zu vertiefen, die mehr als Worte waren.
Die Lieder unseres Lebens
Nicht alle der Zeichner:innen kannten die Fehlfarben vor dem Comic, da sie entweder noch gar nicht geboren, oder einfach nicht in Deutschland lebten. Aber alle nehmen einen Songtext zum Ausgangspukt einer eigenen Erzählung, mal illustrieren die Bilder die Story des Songs, mal geht es auch wortlos, nur mit Bildern. Aber immer hört man im Hintergrund den Soundtrack unseres Lebens, zumindest all jener, die damals noch auf Konzerte gingen und sich Platten kauften. Hier zum Schwelgen noch das vollständige Line-up: Frank Witzel: »Hier und jetzt«; 18Metzger: »Grauschleier«; Anke Kuhl: »Das sind Geschichten«; Anna Sommer: »All That Heaven Allows«; Minou Zaribaf: »Gottseidank nicht in England«; Ricaletto: »Militürk«, Karolina Chyzewska: »Apokalypse«, Nicolas Mahler: »Ein Jahr (Es geht voran)«; Tine Fetz: »Angst«; Andreas Michalke: »Das war vor Jahren«; Markus Färber: »Paul ist tot«.
In derselben Reihe des Verlages - "Songcomics" - sind auch erschienen: "Keine Macht für Niemand"/Ton Steine Scherben, Go-Betweens, Tocotronic, Stereoe Totals Party Anticonformiste.
Monarchie und Alltag
Ein Fehlfarben-Songcomic
Gunther Buskies / Jonas Engelmann (Hg.)
2022, Hardcover, farbig, 128 Seiten
ISBN 9783955751715
25,00 €(D)
Ventil Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-08-19)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.