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Rezensionen


 
Charles Bukowski - Das Leben und Sterben im Uncle Sam Hotel. Stories
Buchinformation

Auch diese zwölf Stories stammen aus dem im amerikanischen Original unter dem Titel „Erections, Ejaculations, Exhibitions and General Tales of Ordinary Madness, 1967-1972“ erschienenen Sammelband, der 1972 bei City Light Books erschien und auf Deutsch erstmals 1976 beim Maro-Verlag. Die Buchcoverzeichnungen stammen übrigens von keinem Geringeren als Robert Crumb, ein anderes enfant terrible der amerikanischen Gegenkultur der Sechziger.

Bullen und Revolutionäre

In „Drei Frauen“ beschreibt Bukowski wie abgebrannt er und seine damalige Frau Linda in den Sechzigern in East Hollwood waren. Das Einzige, was sie wärmte war der Sex und das ging auch mit ihren beiden Freundinnen, die eines abends mit ein paar Flaschen Wein vorbeikamen. Vom Glück auf dem Rücken der Pferde handelt die zweite Geschichte und vom Widerwillen zu arbeiten die dritte Story, in der er zumindest Arbeit sucht, aber diese so frustrierend ist, dass er nach einem halben Tag lieber wieder zu Kathy unter die Bettdecke kriecht. Sein Renommee als Schnorrer bleibt so zumindest erhalten. „Es war eine neue Zeit, und keine besonders interessante“, schreibt er an einer Stelle, „Alle sahen sich die Revolutionäre und die Bullen an, wie sei einander an den Kragen gingen“. Bukowski selbst inszeniert sich gerne als Außenseiter, dem das alles egal ist und sieht sich selbst dabei weder als Idioten noch als Genie. New Orleans, ein der schönsten Städte die die USA damals zu bieten hatte, beschreibt er als ödes Loch für Touristen, da sich im Zentrum kein einziger Spirituosenladen befand. So wollte man die Leute in die öden und versifften Bars des French Quarter locken. Aber Bukowski trinkt eigentlich ja lieber allein.

Pfirsich-Brandy zum Frühstück

„Eine Ameise stolpert an dir vorbei, oder irgendein Nachtfalter legt sich vor dir zum Sterben hin, der eine Flügel surrt noch, der andere ist schon steif. Du bist ein Fremder und 2 oder 3 dumpfe Leute sitzen da und starren dich abweisend an.“ Gut wieder in L.A. zu seine, seine Stadt, die er liebvoll „Pfirsich-Brandy“ nennt. „Die Amerikaner ruinierten alles“, schreibt er selbstkritisch über einen Besuch in Tijuana oder „Es ist kein freies Land. Alles ist gekauft oder verkauft und gehört jemand“ über sein eigenes Land. Sein berühmtester Satz: „Find the thing you love and let it kill you“ findet sich hier in einer prosaischen Abwandlung: „Alles verlangte nach einem bestimmten Vorgehen – Stierkampf, Ficken, Eier braten, Wasser und Wein trinken -, und wenn man es richtig machte, dann erstickte man daran und es brachte einen um.“ Aber es ist keine hoffnungslose Welt, die Bukowski beschreibt, denn in all diesem Elend und Dreck und Schund sucht er die Blumen heraus, die umso strahlender glänzen, je verkommener die Umgebung ist: „Aber Mißgeburten waren wir ja alle. Ich auch. Ich bin selber eine Mißgeburt, dachte ich. Ich sollte nicht so hart zu ihm sein. Wenn ich ihn nicht sah, konnte ich noch vernünftig denken.“ Diese Blume nennt sich Vergebung.

Charles Bukowski
Das Leben und Sterben im Uncle Sam Hotel. Stories
Übersetzt von: Carl Weissner
2018, Taschenbuch, 128 Seiten
ISBN: 978-3-596-90513-3
Fischer Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-08-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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