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Philippe Büttner - Surrealismus in Paris - Ursprung, Geschichte und Aktualität des Surrealismus

Auch wenn der Begründer des Surrealismus, Andre Breton, vor 45 Jahren starb, war damit noch lange nicht die Bewegung des Surrealismus gestorben. Das weiß auch die Fondation Beyeler in Basel Riehen, die vom 2.10.2011–29.1.2012 noch die Ausstellung „Surrealismus in Paris“ zeigt, deren Ausstellungskatalog soeben beim Kunstverlas Hatje&Cantz erschienen ist. Die Ausstellung wird auch im Musées royaux des Beaux-Arts in Brüssel zu sehen sein. Für alle diejenigen, die es aber weder nach Basel noch Brüssel schaffen, kann der vorliegende Katalog einen würdevollen Ersatz bieten, um die Höhepunkte des surrealistischen Kunstschaffens noch einmal in Buchform Revue passieren zu lassen. Denn neben einer profunden Einführung bietet der Katalog zudem die Möglichkeit, sich in die surrealistische Denken etwa durch eine Betrachtung der surrealistischen Manifeste von Robert Kopp, oder in einem Text von Annabelle Görgen sich der Erfindung der künstlerischen Ausstellungsinszenierung, wie sie etwa die Exposition internationale du surrealisme von 1938 bot, einzulesen. Eine Chronologie des Surrealismus von Valentina Locatelli und ein Katalog der ausgestellten Werke rundet die äußerst informative Darstellung des Surrealismus in dieser Publikation zu einem vollständigen Ganzen ab. Und so strahlt die „Révolution surrèaliste“ wieder in allen Farben.
Dass hinter dem angesprochenen Andre Breton auch eine Kunstsammlerin namens Simone Kahn steckte, die sich beide -durch ihre Liebe verbunden- einer Art „künstlichen Revolution“ widmeten, das erfährt man etwa in dem Beitrag zur Sammlung Simone Collinet von Julia Drost. Breton hatte in ihr nicht nur eine „begehrenswerte Geliebte und Muse, sondern auch ebenbürtige Partnerin“ gefunden, schreibt Drost, und ihr sogar lange Briefe und das Gedicht „Le volubilis“ gewidmet. Aktive Teilnahmen am Surrealismus von Simone Breton blieben aber bis auf ein paar kurzzeitige Interventionen in der Zeitschrift „La révolution surréaliste“ aus, diese war ohnehin eine Männerhochburg und so beschränkte sich Simone Kahn bald wieder auf ihre Tätigkeit als Beraterin und Kunsthändlerin. 1938 heiratete sie den Linksradikalen Michel Collinet und so wurde ihre Sammlung denn auch unter „Simone Collinet“ bekannt. Unter diesem Namen sollte sie sich auch für die Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg einsetzen und neben Werken wie Massons „Métamorphose des amants“ oder „Paysage iroquois“, sowie „Il vient“ von Yves Tanguy auch „Femme au monocle“ von Picabia erwerben. Nach dem Krieg zeigte sie sowohl dadaistische als auch surrealistische Werke in ihren beiden Galerien in Paris.
Die teilweise sehr radikale Tradition der Präsentation surrealistischer Werke in privaten Sammlungen sowie öffentlichen Museen setzte sich übrigens bis heute fort. An der Ausstellung hat zum Beispiel auch die Peggy Guggenheim Stiftung mitgewirkt, sowie zahlreiche andere namhafte Museen. Anhand von beispielhaft präsentierten Werken prominenter Vertreter des Surrealismus, neben Salvador Dalí, Max Ernst und Joan Miró auch René Magritte, Yves Tanguy oder Meret Oppenheim, werden charakteristische Wirkweisen und Strategien des Surrealismus sowohl in der Ausstellung als auch im Katalog erfahrbar gemacht. Nicht nur zeitgenössische Künstler könnten darin Quellen der Inspiration und aktuelle Bezüge finden. Weitere Texte stammen von von Quentin Bajac, Philippe Büttner, Julia Drost, Annabelle Görgen, Ioana Jimborean, Robert Kopp, Ulf Küster, Valentina Locatelli, Guido Magnaguagno, Philip Rylands, Marlen Schneider, Jonas Storsve, Oliver Wick, Gestaltung von Marie Lusa. Der Band ist unter der ISBN 978-3-7757-3161-4 auch auf Englisch beim selben Verlag erschienen.

Surrealismus in Paris - Ursprung, Geschichte und Aktualität des Surrealismus neu dokumentiert
Hrsg. Philippe Büttner, Fondation Beyeler, Texte von Quentin Bajac, Philippe Büttner, Julia Drost, Annabelle Görgen, Ioana Jimborean, Robert Kopp, Ulf Küster, Valentina Locatelli, Guido Magnaguagno, Philip Rylands, Marlen Schneider, Jonas Storsve, Oliver Wick, Gestaltung von Marie Lusa
2011. 290 Seiten, 304 farbige Abb
25,50 x 31,00 cm
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7757-3160-7

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-10-17)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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