Unser ganzes Leben besteht, wenn man es genau nimmt, aus einem ständigen Prozess des Aufgebens und Loslassen. Kleine und kurze Abschnitte, die oft plötzlich zu Ende gehen, Menschen, die aus dem eigenen Leben wieder verschwinden und dennoch ihre Spuren hinterlassen, prägende und liebevolle Beziehungen, die an ihr oft schmerzhaftes Ende kommen.
Und nicht zuletzt der Tod, der oft wie ein Dieb in der Nacht sich in unser Leben schleicht und uns das nimmt, was uns das Liebste war.
Mit einer Vielzahl von Beispielen aus seiner langen therapeutischen Praxis erzählt Jorge Bucay sehr feinfühlig und kompetent von diesen unterschiedlichen Verlusten, die uns treffen können, und versucht immer wieder sehr konkret einen Weg zu weisen, auf dem wir lernend gehen können. Lernend, dass alles, was wir verlieren, uns genauso ausmacht und prägt, wie das, was wir als Glück oder Erfolg erfahren haben. Es kommt darauf an, sich bei diesen Verlusten dem Schmerz zu stellen, ihn anzunehmen und die Trauer nicht wegzudrücken.
Diese Form der Trauerbewältigung ist nicht nur der beste, sondern auch der einzige Weg, nach einem schweren Verlust in das Leben und seinen vollen Beziehungsreichtum zurückzufinden.
Angemessen wahrgenommen und ausreichend betrauert und verarbeitet sind Verluste etwas Notwendiges. Sie bereichern unser Leben am Ende und lassen uns wachsen.
Ein Buch, das mir auch schon lange zurückliegende Verluste in einem neuen Licht gezeigt hat.
Jorge Bucay, Das Buch der Trauer, Fischer Taschenbuch Verlag 2015, ISBN 978-3-596-19795-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-01-18)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.