»Wasserfaben« ist der Debütroman von Thomas Brussig, der zuerst unter dem Pseudonym Cordt Berneburger veröffentlicht wurde. Man könnte ihn als Mutter seiner späteren Bestseller Helden wie wir und Sonnenalle bezeichnen, in denen ähnliche Themen bearbeitet wurden. Es ist ein realistischer Schülerroman und gleichzeitig auch ein Werk über das Land, in dem es endstand, die DDR.
Der Ich-Erzähler, Anton Glienicke, steht kurz vor der letzten großen Prüfung: dem Abitur. Damit steht er nicht nur vor einem neuen, »erwachsenen« Leben, sondern auch vor der Frage: »Und, was jetzt?«.
Er kann das Erwünschte nicht studieren und weil ihn nichts anderes besonders interessiert, hat er sich für kein Studium beworben. Das ist aber nicht das einzige Problem, dass ihn plagt. Auf einmal befindet er sich in einer Welt, die er nicht mehr versteht. Er sucht Antworten, versucht mit dem Erwachsenwerden klar zu kommen und gerät dabei oft in unangenehme Situationen, in denen er sich nie richtig zu verhalten weiß. Er gehört nämlich zu denjenigen, denen die besten Sprüche immer erst dann einfallen, wenn es schon zu spät ist. Auch mit den Mädchen klappt es nicht besonders gut: Mit Silke, oder besser gesagt, mit ihren Eltern hat er kein Glück. Schon von Anfang an mögen sie ihn nicht; als er Silke dann einmal abholt, kommt es zwischen ihm und ihren Eltern zum Streit. Silke ist sehr enttäuscht von ihm: »Sie war mir nicht böse, sie war traurig darüber, dass ich so einen hirnverbrannten Streit provoziert hatte. Manchmal bin ich ein selten dämliches Rindvieh.«.
Langsam entwickelt er sich zwischen den aufdringlichen Reden des Schulleiters, den ambiziosen Mitschülern und Marx-Sprucbändern zu einem Regime-Gegner. Er schreibt seinen Abituraufsatz über ein Buch, das es gar nicht gibt, beschreibt aber Freiheit und Zusammengehörigkeit, wie es dem System beliebt – und besteht.
Zuletzt erhofft er sich die Antworten auf seine Fragen bei seinem Bruder, einem Rocksänger, zu finden. Auf dem Dach eines Berliner Hauses erklärt ihm der Bruder das Leben. Um etwas zu erreichen, muß man etwas riskieren. Man muß sich entscheiden können, auch wenn es manchmal weh tut.
Brussigs Roman ist eine einfache Geschichte über einen einfachen, durchschnittlichen Jugendlichen und seine Jugend, die die Farbe des Wassers hat: etwas trüb, aber nicht trüber als es im Frühling des Lebens zu erwarten ist.
So könnte man auch den Roman beschreiben: einfach, schlicht, ohne große Skandale und Ereignisse. Die Stärke des Romans liegt in der Sprache. Die Verwendung des Schülerjargons ist gut gelungen, so wie auch die ironische Erzählweise.
Antons Geschichte ist bekannt, wir alle haben sie, mehr oder weniger, ähnlich erlebt. Wir alle waren schon mal vor einer Mauer und fühlten uns verloren. Obwohl (oder gerade weil) wir das alles nachvollziehen können, ist die Geschichte etwas lahm, auch wenn sie noch so nett erzählt wird.
[*] Diese Rezension schrieb: Yves (2007-09-17)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.