Auch dieses monumentale Werk darf in keinem Bücherschrank irgendeines Bibliophilen fehlen. Georg Brunold hatte im Jahr 2009 nach 40 Jahren Arbeit die großen Reportagen und Augenzeugenberichte der Weltliteratur aus ungesamt 2500 Jahren in einem prächtigen Band unter dem Titel „Nichts als die Welt“ versammelt. Da überlieferte etwa Thykydides 429 v. Chr. der Nachwelt die bedeutende Rede des Perikles an die Athener, da berichtete Plinius der Jüngere 79 n. Chr. vom Ausbruch des Vesuvs, Lampert von Hersfeld dokumentierte 1077 den Canossa-Gang Heinrich IV., oder Claude Levi-Strauss beschrieb das Sao Paulo des Jahres 1935.
Schon allein das Inhaltsverzeichnis zu lesen war damals ein wahrer Genuss und die zwölf ins Buch eingebauten Photoreportagen, von denen die jüngste dien Angestellten von Lehman Brothers nach der Pleite ihrer Bank 2008 zeigte, boten einen herausragenden Überblick über die modernste Form der Berichtserstattung und Reportage, wo einzelne Bilder schon einmal Symbole werden konnten für ein ganzes Zeitalter oder eine Bewegung.
Der trotz des respektablen, aber gerechtfertigten Preises wurde das Buch nicht nur bei den Kritikern gefeiert, sondern erlebte auch nicht erwartete Verkaufserfolge. Beides bewegte nun Georg Brunold zu einem ebenso großen wie inhaltlich faszinierende Buch, von dem er ebenfalls über eine lange Zeit träumte und für das er schon vor langer Zeit begann, Texte zu sammeln.
Chronologisch geordnet, beginnend mit einem skeptischen Text aus dem Jahr 444 v. Chr. von Sophokles mit philosophischen Gedanken zu dem Thema „Und nichts ist ungeheurer als der Mensch“ bis zu Überlegungen des polnischen Philosophen Leszek Kolakowski zu der Frage „Kann Gott der Schöpfer glücklich sein?“ aus dem Jahr 2013 hat er über 300 Autoren versammelt, Literaten, Philosophen, Theologen, Wissenschaftler und viele andere, deren „Beobachtungen und Spekulationen“ zum Thema Mensch und Menschsein immer auch für ihre jeweilige Zeit sprechen und typisch sind. So gesehen ist der Foliant auch eine philosophisch-anthropologische Kulturgeschichte.
Fazit: Sie kennen einen bibliophilen Menschen, (es soll ja noch welche geben in Zeiten der elektronischen Medien) und scheuen nicht 85 Euro für ein wertvolles Geschenk: mit diesem Buch werden sie für immer unvergessen bleiben.
40 Jahre Arbeit und Traum kommen hier zu einem wahrhaft krönenden Abschluss. Georg Brunold ist für dieses den Zeiten überdauernde Meisterwerk größte Anerkennung zu zollen.
Georg Brunold (Hg.) Nichts als der Mensch, Beobachtungen und Spekulationen aus 2500 Jahren, Galiani 2013, ISBN 978-3-86971-074-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-01-03)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.