Was wie ein Roadmovie beginnt, endet für Richard und Gloria bereits nach einem Kapitel in einem einsamen Haus auf dem Land. Nicht nur die Geschichte ist rasant, auch die Sprache hält sich nicht mit überflüßigen semantischen Verzierungen auf. In besagtem Landhaus treffen die Flüchtigen auf ihr Spiegelbild, die Geschwister Clarissa und Phillip. Im Sog dieser hypnotischen Prosa entwickelt sich zwischen den Wahlverwandten ein Kammerspiel. Patricia Brooks zeigt die räumliche Enge, die stickige Luft des Lebendig–Eingemauert–Seins. Zu der Charakteristik eines literarischen Tabus zählt die aktive Einhegung des Themas, hier wird sie forciert betrieben. Unlängst verkündete die sogenannte Pop–Literatur das gesellschaftliche Ende von Schuld und Scham, damit solle dann auch das Grübeln als Ursprungsgestus des Erzählens zugunsten eines lockeren Plaudertons überwunden werden. Dieser fröhliche Unschuldszustand ist freilich nicht jeder Autorin vergönnt, die heute schreibt; besonders dann nicht, wenn ihn biografische Umstände fast zwangsläufig vor die alten Fragen nach Sinn und Gerechtigkeit zitieren. Patricia Brooks lässt in ihrem »Garten der Geschwister« ganz eigene Blumen des Bösen wachsen, bis diese Schlingpflanzen unentwirrbar ineinander verwachsen sind. Ihr Roman ist ein atemberaubender Text über das Befangensein in alten Strukturen, auf der Täter– und auf der Opferseite.
[*] Diese Rezension schrieb: Matze (2007-02-27)
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