Das Stichwort „Affekt“ zeigt neben dem berühmten Gemälde von Edvard Munch sowohl die lateinische Herleitung des Begriffes in Klammer, als auch die Geschichte des Begriffs von Aristoteles an bis in unsere Gegenwart zu Heidegger. Sokrates definierte die Affekte als „unvernünftige Seelenzustände“, das Ideal der Stoiker wäre nämlich die Apathie gewesen. Hier findet sich ein weiterer Verweis zur Eintragung bezüglich der Apathie, die dann ebenso aufschlussreich erklärt wird und den Leser zu Ataraxie leitet: Nicht-Verwirrtsein, Gemütsruhe, Gleichmut, Seelenruhe. Und genau das vermag dieser Brockhaus Philosophie einem zu geben, Ataraxie! Wer durch die Seiten dieses Lexikons surft, wird viel mehr erleben, als im Internet und vor allen Dingen auch sein Gedächtnis trainieren und vielleicht einmal Gelerntes sogar wieder reaktivieren. Besonders überzeugend an diesem Nachschlagewerk zur Philosophie sind nicht nur die vielen Querverweise und Illustrationen aus der Kunstwelt wie Fotographien, Gemälde, Radierungen oder Druckgraphiken, sondern vor allem auch die inhaltliche Klarheit und Präzision. Selbst bei komplexeren Begriffen wie etwa der Aufklärung, wird auf Lesbarkeit und Strukturierung Wert gelegt, sodass simplifiziert wird, ohne dabei die Komplexität eines Begriffes zu minimieren.
„Verstehen ist danach nicht nur der Nachvollzug des subjektiven Sinns“, heißt es in einem Infokasten zu Hans-Georg Gadamer, „sondern ein `Einrücken in ein Überlieferungsschema, in dem sich die Vergangenheit und die Gegenwart ständig vermitteln´“. So kann ein Interpret das Gelesene nur anhand seiner eigenen Bildungsgeschichte deuten und ist genötigt, sich auch mit seinem eigenen Verständnis stetig auseinanderzusetzen. Mit diesem Beispiel wird deutlich, dass sich auch Philosophie wie eine Geschichte lesen lässt. Ein Foto zeigt Gadamer mit Heidegger beim Holzsägen: mit einer Säge, also scheibchenweise, lässt sich wohl auch die Philosophie besser studieren, als mit einer Axt. In jedem Fall reicht das gesägte Holz aus, um das Feuer der Philosophie in unseren Herzen neu zu entfachen und uns an diesem Werk aus dem Hause Brockhaus zu erwärmen und zu laben. Stichwortverweis: Das Schöne...
Natürlich ist der Brockhaus vor allem ein Nachschlagewerk mit alphabetischem Stichwort-verzeichnis, aber dieser Brockhaus Philosophie kann noch viel mehr. Die Sonderartikel beschäftigen sich u. a. mit dem Linguistic Turn, der Geschlechterforschung, der politischen Ökonomie, Spiritualität, Wissen und dem Zufall. Die Hauptwerke der Philosophie werden in eigenen Infokästen vorgestellt. Der zeitliche Rahmen reicht dabei von 1000 v. Chr. bis 1000 n. Chr., von 1001 bis 1700, von 1701 bis 1800, von 1801 bis 1900 von 1901 bis 1945 und seit 1945. Auf alle diese Zeitspannen wurden gleichmäßig viele Artikel aufgeteilt, um die wichtigsten Strömungen der Philosophie in diesen Perioden näher zu beleuchten.
Der neue Brockhaus Philosophie hat 500 zusätzliche Stichwörter aufgenommen. Neben den 1800 Stichwörtern zu Personen und Begriffen werden in 14 Sonderartikeln zu aktuell brisanten Themen sowie in 75 Infokästen bedeutsame philosophiehistorische Hintergründe erläutert. Außerdem hat dieser Band 500 Abbildungen und ist mit einigen Internetlinks zur ständigen Aktualisierung ausgestattet. „Se tacuisses, philosophus mansisses“ einmal umgedreht...
Der Brockhaus
Philosophie
Ideen, Denker und Begriffe