Eine beliebte Süßigkeit, die man für ein paar Groschen am Kiosk erwerben konnte, war das sogenannte Eßpapier. Theo Breuer, so scheint es, hat nie damit aufgehört. Charmant an seinem ‚Lesehunger `ist, daß er die Leser daran teilhaben läßt. Sein waches Interesse an neuesten Strömungen in der Prosa und der Lyrik finden ihren reichhaltigen Ausdruck in seinen Sammelbänden. Theo Breuer macht sich jede Anregungen umgehend zunutze und leitet sogar eine tiefgreifende stilistische Neuorientierung ein. Über deren Tragweite und sein Selbstverständnis als Autor, der einen Weg jenseits von Avantgarde und Postmoderne zu finden sucht, legt er in seinen Büchern in ebenso tiefsinnigen wie luziden Selbstbefragungen dem Leser Rechenschaft ab. Seine Monographien »Lyrik in den 90er Jahren«, »Aus dem Hinterland. Lyrik nach 2000« und »Kiesel & Kastanie« präsentieren dem Leser die pralle Pracht der deutschsprachigen Literatur. Der Lyriker, Herausgeber und Verleger Theo Breuer drückt diese seinen sehr persönlichen Stempel auf. Breuer ist ein Lyrikbesessener im besten Sinne des Wortes. Er ist nicht nur begeisterter Liebhaber lyrischen Schaffens, sondern vor allem ein kenntnisreicher Vermittler und einfühlsamer Leser mit der Finesse, Bücher in seinen Monographien auch entsprechend vorzustellen zu können. Theo Breuer agiert quasi in Notwehr, weil das deutschsprachige Feuilleton nunmehr interessengesteuert einen Einblick in den Literaturbetrieb gibt, leistet er „aus dem Hinterland“ eine ernorm wichtige Aufklärungsarbeit. Er präsentiert die Vielfalt der lyrischen Stimmen im deutschsprachigen Raum, dazu vom großen Feuilleton weniger beachtete Autoren, die über eine eigene lyrische Stimme verfügen. Ähnliches gilt für kleinere Verlage und Handpressen. Es kommt Theo Breuer weniger auf das Wertungsgefüge des Literaturbetriebs an, als auf eigene Maßstäbe. In seinem Gedichtband »Land Stadt Flucht« läßt Theo Breuer literarische Heimatkunde auf Exotismus treffen und zeitgenössische Wirklichkeit auf Vergangenheits–Gespenster. Souverän knüpft Theo Breuer an die literarischen Avantgarden des 20. Jahrhunderts. Es scheint, als habe er einen Handfeger genommen und ein paar jargonverdächtige Wörter herausgekehrt. Hinfort mit der Sehnsucht nach Dichternähe, und noch einmal von vorn anfangen. In der Provinz - Sistig im Nationalpark Eifel - formuliert sich die Gabe des Beobachters der literarische Reserven anlegt. Dies begann 1993, in diesem Jahr gründete Theo Breuer die Edition YE mit der Kunstschachtel YE N° One. 1994 erschien das erste Faltblatt. 2002 folgte die Lyrikreihe. Kontakt, Korrespondenz, Kollaboration und Kommunikation sind Idealvorstellungen, welche diese Publikationen begleiten. Theo Breuer ist die Instanz mit der größten Sensitivität und dem größten Einfallsreichtum. Er deckt die verändernden Realitäten im Literaturbetrieb auf.
[*] Diese Rezension schrieb: Matthias Hagedorn (2008-08-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.